Abschlusskonferenz Ökonomie des Klimawandels
10 Jahre Wirtschaftsforschung zum Klimaschutz
Würdigung der Forschungsleistung im BMBF-Förderschwerpunkt Ökonomie des Klimawandels II
Seit mehr als 10 Jahren hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wissenschaftliche Projekte auf dem Gebiet der Ökonomie des Klimawandels gefördert. Die zweite Förderphase beendeten am 30. & 31. Mai 2022 etwa 150 Teilnehmende aus Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft auf der Konferenz „10 Jahre Wirtschaftsforschung zum Klimaschutz“. Sie kamen erstmals seit langem und vorerst letztmalig im Rahmen des Dialogs zur Klimaökonomie zusammen, um die Ergebnisse der Forschungsarbeiten der 29 Projektkonsortien zu präsentieren und zu diskutieren. Ein abwechslungsreiches Programm in der Tradition der Serie Forum Klimaökonomie führte durch die zwei Tage und bot Gelegenheit für den Austausch über klimapolitische Herausforderungen vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Lage und über die längerfristigen Aufgaben für die klimaökonomische Wissenschaft im gesellschaftlichen Transformationsprozess.
Staatssekretär Sattelberger fordert „Rigor AND Relevance“ von der Wissenschaft
Dr. h.c. Thomas Sattelberger, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, betonte in seinem Grußwort, der Klimawandel und ökonomische Fragestellungen dazu müssten auch angesichts von Pandemie und Krieg in Europa wichtig bleiben. Nur mit Forschung, neuen Technologien und Innovationen ließen sich die Klimaziele erreichen und gelinge die Anpassung an den Klimawandel. Drei wichtige Aktionsfelder des BMBF hierzu sind: 1. Die nationale Wasserstoffstrategie, 2. Forschung zu negativen CO2-Emissionen und 3. ein neuer Förderschwerpunkt zum Thema „Klimaschutz und Finanzwirtschaft“. Dabei sei es besonders wichtig zu untersuchen, welche Instrumente jenseits von Ordnungsrecht und Subventionen in einer öko-sozialen Marktwirtschaft die stärksten Hebel für die Transformation darstellten. Analytische Genauigkeit versus Relevanz seien dabei keine Antagonisten, vielmehr müsse es statt „Rigor or Relevance“ heißen: „Rigor and Relevance“. Staatssekretär Sattelberger rief die Wissenschaft dazu auf, sich lautstark zu Wort zu melden, denn Diskurs sei ein wichtiger Treiber für Veränderung.
Erster Konferenztag steht im Zeichen politischer Diskussion
Den ersten Konferenztag eröffnete eine Paneldiskussion zum aktuellen Stand der Umsetzung der deutschen und europäischen Klimaschutzgesetzgebung, die Conny Czymoch moderierte. Es diskutierten Berthold Goeke (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, BMWK), Artur Runge-Metzger (Direktor i.R., GD Klimapolitik, EU-Kommission), Brigitte Knopf (MCC Berlin und Expertenrat für Klimafragen) und Sabine Nallinger (Stiftung KlimaWirtschaft) lebhaft mit dem Publikum. Neben dezentralen Diskussionen zu aktuellen Themen der Klimaökonomie und Poster-Sessions zur Präsentation von Projektergebnissen, stritten sich ein optimistischer Energieökonom (Christian von Hirschhausen, TU Berlin) und ein pessimistischer Konjunkturforscher (Jens Boysen-Hogrefe, Kiel Institut für Weltwirtschaft) engagiert über die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf den Klimaschutz. Der eine sah die politischen Zeichen in Europa auf dem verstärkten Ausbau der Erneuerbaren stehend und Russland als zu stark isoliert, um andere Länder in den Klimaverhandlungen negativ zu beeinflussen. Der andere sah in Europa lediglich eine Abkehr von russischem Gas hin zu fossilen Brennstoffen aus befreundeten Ländern. Die Spaltung der Rohstoffmärkte führe zur Verlagerung der Produktion in mit Russland befreundete Niedrigenergiepreisländer und schwäche damit die Klimawirkung des EU-ETS.
Verleihung des Early Career Best Paper Awards
Ein weiteres Highlight war die Auszeichnung der drei besten Papiere, die von jungen Forschenden im Rahmen ihrer Promotion in einem Projekt des Förderschwerpunkts Ökonomie des Klimawandels veröffentlicht wurden. Geehrt wurden Hannes Greve (GIGA Hamburg), Lorenzo Montrone (MCC Berlin) und Svenja Fluhrer (PIK) für ihre exzellenten Forschungsarbeiten. Mehr Informationen hier
Der zweite Konferenztag widmet sich Herausforderungen für die Wissenschaft
Neben einer Vielzahl von dezentralen Diskussionsrunden und Poster-Sessions war am zweiten Tag die Keynote von Cameron Hepburn (Smith School of Enterprise and the Environment, Oxford University) mit dem Thema „The state of climate economics“ ein Höhepunkt. Er erläuterte seine Sicht zum Stand der klimaökonomischen Forschung, indem er zeigte, wo er Fortschritte, Herausforderungen und neue Richtungen der Forschung sieht. Die lebhafte Frage&Antwort-Runde nach seinem Vortrag ließ fast vergessen, dass er per Video zugeschaltet war. Auch das abschließende Panel „Quo vadis Klimaökonomie“ stellte sich der Frage, welche Herausforderungen für die klimaökonomische Forschung und auch für die Forschungsförderung verbleiben. Karsten Hess (BMBF) und Jakob Schlandt (Tagesspiegel) diskutierten diese Frage mit Sabine Fuss (MCC Berlin) und Martin Kesternich (ZEW), bevor die Konferenz, der Förderschwerpunkt Ökonomie des Klimawandels und der begleitende Dialog zur Klimaökonomie mit einem Hauch von Wehmut beendet wurde.