Preisträger WWP 2018

Robert Shiller

Robert James Shiller wird am 29. März 1946 in Detroit geboren. Sein Vater war Ingenieur und Unternehmer, der eine Firma zur Produktion von Industrieöfen hatte, auf deren Herstellung er das Patent besaß. Shillers Vorfahren stammten aus Litauen. Seite Großeltern sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits wanderten unabhängig voneinander Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA aus und lernten sich über die Litauisch-Amerikanische Gemeinschaft kennen.

Shiller ist nach eigenen Angaben hyperaktiv und hat in der Grundschule große Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Er ist sogar versetzungsgefährdet. Gleichzeitig faszinieren ihn bereits als Kind wissenschaftliche Themen, die ihn komplett in den Bann ziehen und seine Aufmerksamkeit fesseln können. Durch Zufall liest er als Teenager das Buch „Economics“ des späteren Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul A. Samuelson. Galt seine Begeisterung bis dato vor allem den Naturwissenschaften, ist Shiller fortan von der Ökonomie fasziniert, weil damit viele Dinge des täglichen Lebens erklärt werden.

1964 beginnt Shiller sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universtität von Michigan und erkennt in einer Psychologievorlesung schon damals, welch große Bedeu­tung die Verhaltensforschung gerade auch für ökonomische Fragen hat. 1967 macht er seinen Abschluss, ist sich aber unklar darüber, welchen Berufsweg er nun einschlagen will. Um darüber nachzudenken, unternimmt er ausgedehnte Spaziergänge und zieht sich dabei eine Fraktur des Mittelfußknochens zu. Sein Arzt erzählt ihm, dass so etwas vor allem bei Soldaten auf langen Zwangsmärschen auftritt.

Durch Zufall, wie er sagt, entscheidet er sich schließlich für das wirtschaftswissenschaftliche Doktorandenprogramm des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Einer seiner Kommilitonen ist Mario Draghi, aktuell Chef der Europäischen Zentralbank. Zu seinen Lehrern zählt auch Paul A. Samuelson, der die Volkswirtschaftslehre durch die Einbeziehung mathematischer Methoden stark prägt. Shiller ist fasziniert von dessen analytischen Modellen und der Suche nach Evidenz, die er bislang fast nur aus den Naturwissenschaften kennt. Seine Doktorarbeit wird von Franco Modigliani betreut, der durch die Entwicklung des Modigliani-Miller-Modells bekannt wurde, welches sich mit dem Zusammenhang zwischen Kapitalstruktur und Finanzierungskosten eines Unternehmens befasst. Auch an ihm begeistert Shiller sein Bestreben, reale Zusammenhänge erklären zu wollen. 1972 erhält Shiller seinen Ph.D.

In den folgenden Jahren forscht und lehrt Shiller auf verschiedenen akademischen Positionen hochrangiger wissenschaftlicher Einrichtungen. Darunter die Universität von Minnesota, das MIT, das National Bureau of Economic Research, die Universität von Pennsylvania, die Universität von Cambridge und die Universität von Harvard bis er schließlich 1982 eine Professur in Yale übernimmt, die er bis heute innehat.

Shiller zweifelt immer stärker an den typischen ökonomischen Modellannahmen von rationalem Verhalten durch Individuen und effizienten Märkten und konzentriert sich stark auf die empirische Forschung. 1981 veröffentlicht Shiller einen Aufsatz im Journal The American Economic Review in dem er argumentiert, die Schwankungen des Aktienmarktes seit den 20er Jahren hätten bei einem rationalen Verhalten der Investoren und einem effizienten Markt nicht so groß sein dürfen, wie sie es tatsächlich waren.

1982 lernt er den heute berühmten Verhaltensökonomen Richard Thaler kennen und organsiert mit ihm gemeinsam Seminare zur Verhaltensökonomie. Die Öffnung der Wirt­schaftswissenschaften gegenüber anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen, schließlich auch gegenüber der Psychologie, Biologie und Neurowissenschaft, empfin­det Shiller als Befreiung. Die zentrale These seiner Arbeiten, dass Investoren oftmals irrational und auf Grundlage von Emotionen entscheiden, erfährt durch den Crash des Aktienmarktes 1987 verstärkte Aufmerksamkeit.

1991 gründet Shiller zusammen mit seinen Kollegen Karl Case und seinem ehemaligen Studenten in Yale, Allan Weiss, die Firma Case Shiller Weiss, Inc. (CSW). Sie entwickeln eine Reihe von Preisindizes für Häuser, aus der Firma geht der Case-Shiller-Index hervor, der die Entwicklung der US-amerikanischen Immobilienpreise widerspiegelt, heute von Standard & Poor’s vertrieben wird und als wichtiger Indikator für die Entwicklung von Aktien- und Rohstoffpreisen gilt.

Auf dem Höhepunkt der New-Economy-Euphorie veröffentlicht Shiller das Buch „em>Irrational Exuberance“ (Irrationaler Überschwang) und warnt darin, dass sich am Aktienmarkt eine Blase gebildet hätte, was sich kurz darauf bewahrheitet. Auch vor der 2007 geplatzten Immobilienblase in den USA und der anschließenden Panik an den Finanzmärkten warnt Shiller frühzeitig.

2013 erhält Shiller gemeinsam mit Eugene Fama und Lars Peter Hansen den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften „für ihre empirische Analyse von Vermögenspreisen“. Shiller ist immer bestrebt, aus seiner Forschung einen praktischen Nutzen abzuleiten. Er schreibt zahlreiche Gastkommentare und veröffentlicht mehrere Bücher, in denen er der breiten Öffentlichkeit die Kräfte auf den Finanzmärkten erklärt und politische Forderungen stellt.

Shiller gilt als Vertreter des New Keynesianism und der Behavioral Finance. Durch zahl­reiche Gastkommentare, mehrere vielbeachtete Bücher und kostenlose Webseminare will Shiller seine Erkenntnisse stets auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen, damit daraus ein praktischer Nutzen entsteht.

Robert James Shiller ist verheiratet und hat zwei Kinder.