Preisträger WWP 2017

Horst Köhler

Horst Köhler kommt am 22. Februar 1943 im polnischen Skierbieszów zur Welt. Er ist das siebte von acht Kindern. Im Kriegsjahr 1944 flüchtet die Familie vor den sowjetischen Truppen nach Markkleeberg-Zöbigker bei Leipzig. 1953 gelingt den Köhlers noch vor dem 17. Juni die Flucht über West-Berlin in die Bundesrepublik. Im schwäbischen Ludwigsburg findet die Familie schließlich ihr Zuhause.

Köhler studiert Volkswirtschaftslehre in Tübingen und erwirbt dort 1977 seinen Doktortitel. Seine Dissertation trägt den Titel: „Frei­setzung von Arbeit durch technischen Fortschritt“. Ab 1976 ist Köhler in der Grundsatzabteilung des Bundeswirtschaftsministeriums in Bonn tätig, 1981 tritt er in die CDU ein und wird Referent von Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg in Kiel, ab 1982 arbeitet Köhler in verschiedenen Leitungsfunktionen, darunter die des Ministerbüros im Bundesfinanzministerium in Bonn. 1990 wird er von Bundesfinanzminister Theo Waigel zum Staatssekretär ernannt und ist verantwortlich für finanzielle und monetäre Beziehungen. Köhler verhandelt mit der DDR-Führung im Zuge der Wiedervereinigung über die deutsch-deutsche Währungsunion. In Moskau handelt er das Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR aus. Er ist Chefunterhändler für den Maastricht-Vertrag über die Europäische Währungsunion. Köhler organisiert als sogenannter Sherpa den Weltwirtschaftsgipfel von München, als Deutschland 1992 Gastgeber der G7, der sieben führenden Industrienationen, ist.

1993 tritt Köhler aus der Bundesregierung aus und wird Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. 1998 wird er auf Bitten Helmut Kohls Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. Auf Vorschlag von Bundeskanzler Gerhard Schröder wird Horst Köhler im Jahr 2000 Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds IWF in Washington, D.C.

Am 23. Mai 2004 wird Köhler zum neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt und tritt sein Amt am 1. Juni an. Innenpolitisch befasst sich Köhler vor allem mit der Frage, wie zukunftsfähige Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden können und sieht die Chance für ein neues, integratives Miteinander von Alt und Jung. Deutschland sieht er als „Land der Ideen“, das in der Welt und besonders in der Europäischen Union als Kraft zum Guten wirken kann. Außenpolitisch macht er sich für eine gerechte Globalisierung stark, die verlässlichen Regeln folgt und setzt sich besonders für die Armutsbekämpfung auf dem afrikanischen Kontinent ein. Gut ein Jahr nachdem er für fünf weitere Jahre im Amt bestätigt wurde, tritt er am 31. Mai 2010 von seinem Amt als Bundespräsident zurück. Er begründet den Schritt vor allem mit unsachgemäßer Kritik an seinen Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, die parteipolitisch instrumentalisiert worden seien.

Heute engagiert sich Köhler weiterhin stark für Chancengleichheit und Verteilungs­gerechtigkeit sowie für die Entwicklung und Armutsbekämpfung in Afrika. Er beriet unter anderem die G20 in Finanzfragen und erarbeitete für die Vereinten Nationen Vorschläge für neue globale Entwicklungsziele. Köhler ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.