Preisträger WWP 2018

Bas van Abel

Bas van Abel wird am 18. August 1977 in Nimwegen geboren.

Von 1997 bis 2002 studiert er Interaktionsdesign an der Kunsthoch­schule Utrecht, an der Technischen Universität Delft macht er von 1999 bis 2000 seinen Abschluss als Elektroingenieur und Programmierer.

Nach seinem Studium arbeitet van Abel bei der niederländischen Stiftung „Waag Society – Institut für Kunst, Wissenschaft und Technologie“ in Amsterdam. Sie erforscht neue Technologien und rückt künstlerische und kulturelle Aspekte bei der Entwicklung neuer Anwendungen in den Mittelpunkt. Van Abel leitet das Open Design Lab der Stiftung, zu dem auch das FABLab Amsterdam gehört, ein Fertigungslabor, das jedermann Zugang zu industriellen Produktionsmitteln bietet. Van Abel initiiert zudem das weltweit erste Open-Source-Restaurant, das seine Kochrezepte, Einrichtungsideen und Kundenkonzepte frei zugänglich macht. Am Ende ist er Creative Director der Stiftung.

Die Idee zu einem fair produzierten Smartphone kommt van Abel bei einer Kampagne über faire Arbeitsbedingungen in der Elektronikbranche. Er hat das Gefühl, dass die Konsumenten sich immer mehr von ihren komplexen elektronischen Geräten entfremdet hätten und vermisst ein Bewusstsein dafür, wie weit verzweigt die globalen Lieferketten dafür sind, wie viele verschiedene Rohstoffe zum Einsatz kommen und unter welchen Bedingungen diese gewonnen werden.

2010 startet van Abel eine Kampagne bei der Waag Society über Konfliktmaterialien in Verbraucherelektronik. Ziel ist es, auf Missstände in der Herstellung von Elektronikartikeln hinzuweisen, bisherige Produktionsbedingungen und Lieferketten transparenter zu machen und dafür Alternativen aufzuzeigen. Van Abel merkt, dass Aufklärung zwar wichtig ist, Veränderungen allein dadurch aber nicht zustandekommen.

2013 gründet van Abel gemeinsam mit Miquel Ballester und Tessa Wernink das Unternehmen Fairphone B.V. Gemeinsam mit sechs Angestellten wollen sie ein möglichst fair gehandeltes Smartphone auf den Markt bringen. Vornehmliches Ziel bleibt, ein Umdenken bei Industrie und Endverbrauchern zu bewirken und für mehr Transparenz zu sorgen. Ein zu 100 Prozent faires Smartphone sieht van Abel aufgrund der Komplexi­tät des Produktes und der politisch instabilen Lage in einigen Ländern, in denen benötigte Rohstoffe abgebaut werden, als noch nicht machbar an, begreift dies aber als langfristiges Ziel.

Via Crowdfunding bewirbt van Abel seine Idee. 25.000 Kunden bestellen daraufhin die erste Version des Fairphone für 325 Euro, das Unternehmen sammelt so über acht Millionen Euro ein. Das Fairphone soll so sozialverträglich wie möglich produziert werden, im Vordergrund stehen Langlebigkeit, fair gehandelte Materialien und Rohstoffe aus konfliktfreien Minen, gute Arbeitsbedingungen, Wiederverwendbarkeit und Recycling sowie Transparenz der Lieferketten.

Das Gerät wird schließlich als Lizenzprodukt in China gefertigt, die Montagefirma verbessert eigens dafür ihre Arbeitsbedingungen. Anfang 2014 werden weitere 35.000 Geräte gefertigt, die ebenfalls komplett verkauft werden. Aufgrund von Schwierigkeiten mit den Lizenzpartnern konnte van Abel das erste Fairphone aber nicht wie gewünscht mit Ersatzteilen und Softwareupdates versorgen.

2014 startet van Abel daher mit der Planung eines zweiten Modells, dieses Mal eine komplette Eigenentwicklung von Fairphone B.V. Auch institutionelle Investoren steigen ein, die niederländische Regierung trägt einen Großteil des Kreditrisikos. Ende 2015 wird das Fairphone 2 für 525 Euro verkauft. Durch einen modularen Aufbau ist ein Austausch von einzelnen Teilen wie Display oder Gehäuse durch den Nutzer selbst möglich. Damit das Gerät mit dem aktuellen Stand der Technik mithält, bietet van Abel Erweiterungen wie eine verbesserte Kamera an und erklärt in Video-Tutorials den Einbau. Mittlerweile zählt das Unternehmen über 50 Angestellte und hat bislang nach eigenen Angaben insgesamt über 100.000 Fairphones verkauft.

In den kommenden Jahren will van Abel die Stückzahlen des Fairphone weiter erhöhen, um wirtschaftlich am Markt agieren zu können, aber auch um stärkeren Druck auf die Produktionsbedingungen von Smartphones auszuüben und möglichst alle verbauten Materialien aus fairem Handel beziehen zu können.

Van Abels Idee des Fairphone erhält zahlreiche Preise, darunter auf der Weltklima­konferenz in Paris den „Momentum of Change“-Preis der Vereinten Nationen sowie den deutschen Umweltpreis. Bas van Abel ist heute CEO der Fairphone B.V. und lebt in Amsterdam.