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Institut für Weltwirtschaft trauert um Juergen B. Donges

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) trauert um den Begründer seiner entwicklungsökonomischen Forschung und ehemaligen Vizepräsidenten Juergen B. Donges, der am 25. Juni 2021 nach kurzer schwerer Krankheit im 81. Lebensjahr verstarb.

Juergen B. Donges folgte 1969 Herbert Giersch nach Kiel, wo er die entwicklungsökonomische und außenwirtschaftspolitische Forschung des IfW Kiel aufbaute und das Institut in der Folgezeit zu einem weltweit geachteten Standort für Forschung, Politikberatung und Kommunikation machte. Seine zahlreichen Artikel in internationalen Fachzeitschriften zur Außenwirtschaftspolitik von Entwicklungsländern sicherten ihm die Anerkennung der wissenschaftlichen Gemeinschaft.  Viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verdanken ihm die Anbindung an Standards der angelsächsischen Forschung, die er im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 86 (Weltwirtschaft und internationale Wirtschaftsbeziehungen) durch zahlreiche Gastaufenthalte ausländischer Forscher in Kiel und durch Anreize für Veröffentlichungen in referierten englischen Fachzeitschriften  förderte. Er selber stand ihnen mit seiner hohen Gabe für ergebnisorientiertes Arbeiten und stringentes Formulieren stets hilfreich und fürsorglich zur Seite. Langjährige Verbindungen zu angelsächsischen Universitäten, zur Weltbank und anderen internationalen Institutionen sind wesentlich auf seine Initiativen zurückzuführen und sicherten dem IfW Kiel wichtige Forschungsmittel.

Mit einem klaren Bekenntnis für offene Märkte und gegen Protektionismus zog er sowohl in Deutschland als auch in Lateinamerika, der Region, der er sich seit seiner Kindheit in Spanien besonders verbunden fühlte, teilweise heftige ordnungspolitische Kontroversen auf sich, die er mit Leidenschaft ausfocht.  In den großen Debatten um eine neue Weltwirtschaftsordnung in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts war er die stets hörbare Stimme des IfW Kiel.

Juergen B. Donges war auch über seine Funktion als Abteilungsleiter hinaus ein herausragender Manager, der als Vertreter des Präsidenten Herbert Giersch die Geschicke des IfW Kiel in unruhigen Zeiten mit in die Hand nahm und seine Interessen im Forschungsverbund der späteren Leibniz-Gemeinschaft mit großem Erfolg vertrat.

Nach zwanzig Institutsjahren verließ er 1989 Kiel und fand an der Universität Köln als Direktor des dortigen Instituts für Wirtschaftspolitik eine neue akademische und wirtschaftspolitische Heimat. Als Mitglied und Vorsitzender des Sachverständigenrats (in dem auch der IfW-Präsident Horst Siebert wirkte) und zahlreicher anderer Institutionen blieb die Verbindung zu den Forschungs- und Beratungsaktivitäten des IfW Kiel stets erhalten. Zuletzt nahm er 2014 an einer Podiumsdiskussion anlässlich des einhundertsten Jubiläums des Instituts in Kiel teil.

Das IfW Kiel ist Juergen B. Donges zu großem Dank für sein außerordentliches Engagement in sehr unruhigen Zeiten verpflichtet und wird sein Andenken wahren. Er verkörperte das Zitat aus Goethes „Hermann und Dorothea“, das im alten Lesesaal der damaligen Bibliothek des Instituts hing:

„Denn der Mensch, der zur schwankenden Zeit auch schwankend gesinnt ist,
Der vermehret das Übel und breitet es weiter und weiter;
Aber wer fest auf dem Sinne beharrt, der bildet die Welt sich“.

 

Gabriel Felbermayr, Birgit Austen-Bosy und Rolf J. Langhammer für das Institut für Weltwirtschaft und seine Beschäftigten