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Infrastruktur: Erhalt teuer erkauft, Investitionen verpuffen durch hohe Baupreise

Aerial view of an interchange

Seit rund drei Jahren sind erhebliche Aufwüchse bei den staatlichen Bruttoinvestitionen in die Infrastruktur (Nichtwohnbauten) zu verzeichnen. Sie stiegen binnen drei Jahren von knapp 34 Milliarden Euro (2015) auf zuletzt fast 42 Milliarden Euro (2018). Im vergangenen Jahr betrug der Anstieg mehr als 10 Prozent. Der Frühjahrsprognose des Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) zufolge, die am Mittwoch erscheint, setzt sich diese Entwicklung auch in diesem und im nächsten Jahr fort.

Dies zeigt auch bei der Infrastruktur Wirkung, deren Verfall damit allmählich gestoppt wird. Seit dem Jahr 2001 ist der öffentliche Infrastrukturkapitalstock um 6,5 Prozent geschrumpft, während die Wirtschaftsleistung im selben Zeitraum um 24 Prozent zugenommen hat. 2015 fehlten im staatlichen Investitionsbudget noch rund 8 Milliarden Euro für dessen Erhalt, 2020 werden es der IfW-Prognose zufolge nur noch 1,5 Milliarden sein, womit die Erosion des Kapitalstocks fast gestoppt ist.

Dass die gestiegenen Investitionen des Staates keine höhere Wirkung zeigen, liegt an den kräftig gestiegenen Preisen für Bauleistungen. Durch sie verpufft rund die Hälfte der Mehrausgaben für die öffentliche Infrastruktur. So standen einem Aufwuchs der öffentlichen Investitionshaushalte um 6,2 Prozent (2017) und 10,3 Prozent (2018) Preiserhöhungen um 3,7 Prozent (2017) und 5,7 Prozent (2018) gegenüber. Damit verpufften allein im vergangenen Jahr 2,3 Milliarden Euro der Investitionssumme, bei einer normalen Preissteigerung von 2 Prozent wären es lediglich 0,8 Milliarden Euro gewesen.

Diese Entwicklung dürfte sich in diesem und im kommenden Jahr fortsetzen. Von den kräftigen nominalen Mehrausgaben von rund 10 Prozent in beiden Jahren wird nur knapp die Hälfte in Form zusätzlicher Infrastruktur sichtbar. Die andere Hälfte gleicht nur die höheren Baupreise aus, die mit etwa 5 Prozent weiter kräftig zulegen dürften.

„Mehr öffentliche Investitionen sind nicht automatisch besser. Der Staat und insbesondere die Kommunen agieren unklug, wenn sie aufgrund der aktuell vollen Kassen das Geld mit vollen Händen in die Infrastruktur stecken. Die derzeitige Überdosierung der öffentlichen Bauinvestitionen wird buchstäblich teuer erkauft“, sagte Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am IfW Kiel. Eine solche prozyklische Investitionstätigkeit befördere zum einen die Überhitzung und die starken Preissteigerungen in der Bauwirtschaft. Zum anderen führe sie über den Konjunkturzyklus hinweg auch zu einem geringeren Aufbau des staatlichen Infrastrukturkapitalstocks, als es bei einem mittelfristig verstetigten Finanzgebaren der öffentlichen Hand möglich wäre.

„Insbesondere wären Bauunternehmen bei einem stetigeren Investitionsprozess des Staates eher bereit, ihre Kapazitäten auszuweiten. Solange sie befürchten müssen, bei schlechterer öffentlicher Kassenlage unmittelbar auch weniger öffentliche Aufträge zu erhalten, werden sie beim Kapazitätsaufbau ihrerseits eher vorsichtig agieren und lieber zwischenzeitlich höhere Preise mitnehmen“, sagte Kooths. „Insgesamt machen die kräftigen Preisschübe bei Bauvorhaben der öffentlichen Hand deutlich, dass sich die Vorteilhaftigkeit der staatlichen Investitionstätigkeit im Infrastrukturbereich nicht allein an den derzeit günstigen Finanzierungskonditionen des Staates festmachen lässt.“

Die Analyse zur deutschen Infrastruktur ist Bestandteil der IfW-Konjunkturprogose, die am Mittwoch (13.3.) erscheint, sowie der IfW-Mittelfristprojektion, die am Donnerstag (14.3.) erscheint.