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Offshoring und Outsourcing in der deutschen Automobilindustrie

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  • Klodt
  • H.
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Die Produktionsverlagerungen der deutschen Automobilkonzerne nach Mittel- und Osteuropa und Asien haben nicht – wie vielfach befürchtet – zu einem Beschäftigungsrückgang im heimischen Automobilbau geführt. Im Gegenteil: Seit 1995 sind in der Automobilindustrie in Deutschland 160.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Dies ist die Kernaussage einer Studie des IfW-Ökonomen Henning Klodt, die jetzt im List Forum erschienen ist.

 

Klodt begründet dieses im Lichte der aktuellen Globalisierungsdebatte überraschende Ergebnis mit den Investitionsmotiven multinationaler Unternehmen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass multinationale Unternehmen mit ihren Auslandsaktivitäten nicht primär nach Lohnkostenvorteilen suchen, sondern vielmehr weltweite „Wertschöpfungsnetzwerke“ aufbauen wollen, in denen sie ihr überlegenes technologisches Wissen besser ausnutzen können. Wenn eine in einem deutschen Unternehmen entwickelte Technologie eine kostengünstigere Produktionsweise ermöglicht, so kann diese Technologie praktisch ohne Zusatzkosten auch in ausländischen Tochtergesellschaften eingesetzt werden. Als Folge sinken die Entwicklungskosten pro verkauftem Auto und es entstehen Anreize, diese gewinnbringenden Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Deutschland zu verstärken und so neue Arbeitsplätze in diesem Bereich zu schaffen.

 

Mittlerweile sind über 100.000 Arbeitsplätze deutscher Automobilkonzerne in den mittel- und osteuropäischen und asiatischen Reformländern entstanden – vor zehn Jahren lag ihre Zahl noch bei 38.000. Gleichzeitig entwickelt sich der Außenhandel der Branche mit diesen Ländern weitaus dynamischer als mit anderen Ländern, sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen. Dies ist insbesondere auf einen intensiven gegenseitigen Handel mit Vorprodukten zurückzuführen, der charakteristisch für Wertschöpfungsnetzwerke ist. Von diesen neuen Wertschöpfungsnetzwerken profitieren auch die deutschen Produktionsstandorte. So sind seit 1995 in der Automobilindustrie in Deutschland rund 160.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden, ein Zuwachs um über 20%.

 

„Es macht also wenig Sinn, den ins Ausland verlagerten Arbeitsplätzen nachzutrauern, denn diese Abwanderung stellt eine wesentliche Voraussetzung dafür dar, auch im Inland mehr Beschäftigung rentabel zu machen“ betont IfW-Experte Henning Klodt.