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Logistik-Indikator im vierten Quartal 2015:

„Das Konjunkturklima in der deutschen Logistikwirtschaft hat zum Jahresende nach dem Rückgang im Vorquartal abermals etwas nachgegeben“, so fasst Prof. Dr. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturerhebung in der Logistikbranche zusammen. Maßgeblich hierfür sei vor allem, dass die Logistikanwender in Industrie und Handel ihre Erwartungen für das kommende Jahr deutlich zurückgenommen hätten. „Flüchtlingsströme bringen zusätzliche Aufgaben für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft mit sich – insbesondere unter humanitären Aspekten. Gleichzeitig verstören Terroranschläge wie in Paris die Menschen in Europa. Die daraus folgenden sicherheitspolitischen Debatten und Entscheidungen im November wirken erschwerend auf die globale Wirtschaft“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorstandsvor­sitzender der Bun­desvereinigung Logistik e.V. (BVL), zu den Ergebnissen der Befragungen.

 

Deutlich abnehmende Erwartungen bei den Anwendern

Der Gesamtklimaindikator gab 3,7 Punkte auf jetzt 122 Zähler ab. Maßgeblich für den Rückgang verantwortlich sind die Erwartungen für die Entwicklung in den nächsten 12 Monaten. Während die Dienstleister noch leicht optimistisch bleiben, haben Industrie und Handel ihre Erwartungen um fast 21 Punkte auf nunmehr 108,2 Zähler zurückgenommen. Dies ist der stärkste Einbruch der Erwartungen auf Anwenderseite seit 4 Jahren. Die Lageeinschätzung ist dennoch insgesamt leicht gestiegen. Hier dominiert die positive Einschätzung der Logistikdienstleister aufgrund verbesserter Auftrags- und Geschäftslage die leicht verschlechterte auf der Anwenderseite in Industrie und Handel.

„Bei den Ergebnissen ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein Teil der Antworten in der Befragung unter dem unmittelbaren Eindruck der jüngsten Terroranschläge in Paris gestanden hat“, gibt Kooths zu bedenken. Ferner sei zu berücksichtigen, dass die Werte – alle Teilindikatoren liegen weiterhin oberhalb der neutralen 100er-Marke – immer noch eine moderat aufwärts gerichtete Entwicklung bei derzeit normal ausgelasteten Kapazitäten anzeigen.

Hinsichtlich der kurzfristigen Aussichten – für das kommende Quartal – rechnet die Logistikwirtschaft größtenteils mit einer unveränderten Geschäftsaktivität (neutrale Geschäftstendenz), wobei auf Seiten der Logistikdienstleister die Optimisten knapp überwiegen, während die Anwenderseite (Industrie und Handel) insgesamt etwas pessimistischer ist.

Einstellung von Flüchtlingen in der Logistikwirtschaft

Angesichts des starken Zustroms von Flüchtlingen nach Deutschland wurde als Sonderfrage erhoben, ob die Unternehmen der Logistikwirtschaft im kommenden Jahr auch Flüchtlinge einstellen würden. Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen bejahen dies. Viele Unternehmen der Logistikwirtschaft sehen es als ihre gesellschaftliche Verantwortung an, bei der Bewältigung dieser Aufgabe mitzuwirken und den Flüchtlingen Möglichkeiten bei der Arbeitsmarktintegration zu bieten. Und von den Unternehmen, die keine Flüchtlinge einstellen wollen, gaben zwei Drittel an, dass ihr Unternehmen im kommenden Jahr überhaupt keine Einstellungen plane. Da beide Marktseiten der Logistikwirtschaft nur zu einem geringen Anteil damit rechnen, dass Flüchtlinge eine besonders gute Ausbildung aufweisen, dürfte die Beschäftigung überwiegend im Bereich niedriger beruflicher Qualifikation liegen.

Der Logistik-Indikator wird quartalsweise vom IfW im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) ermittelt.

Hintergrundinformation und Methodik | Daten als Excel-Datei

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Der Logistik-Indikator wird vom Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. berechnet. Er basiert auf der quartalsweisen Expertenbefragung der jeweils 100 größten deutschen Unternehmen, für die Logistikleistungen als Anbieter (Logistikdienstleister) bzw. als Anwender in Industrie und Handel eine besondere Rolle spielen. Die Befragung läuft jeweils in der ersten Hälfte des mittleren Quartalsmonats. Das Fragendesign zielt auf die konjunkturelle Beurteilung der mit Logistikleistungen verbundenen ökonomischen Aktivitäten innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland ab. Sämtliche quartalsbezogenen Fragen beziehen sich auf eine jahreszeitlich übliche (um saisonale Effekte bereinigte) Einschätzung.