Wirtschaftspolitischer Beitrag

EU-Palmöl-Bann: Verbot ohne Nutzen

Kiel Focus Cover palm oil

Coverfoto: © ThKatz - Fotolia.com

Autor

  • Gernot Klepper
Erscheinungsdatum

Ab 2021 wollte die EU verbieten, Palmöl für die Biodiesel-Produktion zu verwenden. So war der Wunsch des EU-Parlaments mit seiner Entscheidung im Januar. Die EU-Kommission und der Ministerrat haben das Vorhaben gestoppt, erst ab 2030 soll kein Palmöl mehr im Biodiesel Verwendung finden dürfen. Das geht vielen nicht weit genug, denn ein unmittelbarer Palmöl-Bann klingt zunächst nach einer sinnvollen Entscheidung im Sinne des Klimaschutzes. In Wahrheit wäre er aber ein populistischer Schildbürgerstreich der Extraklasse gewesen und auch ein Verbot ab 2030 ist nicht im Sinne von Klima- und Umweltschutz.

Ab 2021 wollte die EU verbieten, Palmöl für die Biodiesel-Produktion zu verwenden. So war der Wunsch des EU-Parlaments mit seiner Entscheidung im Januar. Die EU-Kommission und der Ministerrat haben das Vorhaben gestoppt, erst ab 2030 soll kein Palmöl mehr im Biodiesel Verwendung finden dürfen. Das geht vielen nicht weit genug, denn ein unmittelbarer Palmöl-Bann klingt zunächst nach einer sinnvollen Entscheidung im Sinne des Klimaschutzes. In Wahrheit wäre er aber ein populistischer Schildbürgerstreich der Extraklasse gewesen und auch ein Verbot ab 2030 ist nicht im Sinne von Klima- und Umweltschutz.

Kaum ein pflanzlicher Rohstoff hat einen so schlechten Ruf wie Palmöl: Der Rohstoff gilt als Klimakiller, weil Ölpalmen in Regionen angebaut werden, in denen die meisten Regenwaldflächen gerodet werden, zum großen Teil auch für neue Plantagen – die Auswirkungen auf das Weltklima und die Artenvielfalt sind beträchtlich. Doch ein Verbot der Palmölnutzung im Tank wird die ökologischen Probleme nicht lösen. Im Gegenteil: Der Schuss dürfte sogar nach hinten losgehen. Die Produktion wird nämlich kaum zurückgehen – und unter dem Importbann werden ausgerechnet jene Produzenten leiden, die auf eine nachhaltige Palmölproduktion setzen und viel Geld in moderne umwelt- und klimafreundliche Produktionsmethoden ausgegeben haben.

Jedes zweite fetthaltige Konsumprodukt – von der Hautcreme über den Brotaufstrich bis eben zum Biodiesel – enthält Palmöl. Der Weltmarkt ist fest in der Hand von Indonesien und Malaysia, die zusammen für 85 Prozent der Produktion stehen. Etwa 10 bis 15 Prozent davon werden in die Europäische Union exportiert, wovon wiederum etwa ein Drittel für die Biodiesel-Produktion verwendet wird. Der EU-Palmöl-Bann betrifft also zunächst einmal weniger als vier Prozent der Weltproduktion. Schon deshalb ist der mögliche Effekt des Banns für Umwelt und Klima gering.

Aber der Effekt wird noch geringer, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Biodiesel-Produktion deshalb natürlich nicht geringer wird. Der Rohstoff wird einfach durch andere Pflanzenöle ersetzt werden – durch Soja- und Rapsöl etwa. Und deren Produktion geht nicht unbedingt nachhaltiger vonstatten. Im Gegenteil: Derzeit liefert ein Hektar Ölpalmen sechsmal so viel Öl wie ein Hektar Raps. Für die gleiche Menge Sojaöl müsste man sogar die zehnfache Fläche roden, was derzeit vor allem in Südamerika geschieht und die dortigen Regenwälder bedroht.

 

Und auch die Palmöl-Produktion an sich dürfte durch den EU-Bann kaum zurückgehen. Zwar werden die Palmölpreise leicht sinken, was wiederum zu einer steigenden Nachfrage aus der Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie führen wird, die von dem Bann nicht betroffen sind. Sie werden weniger andere Pflanzenöle wie Raps- oder Sojaöl einsetzen, die nun für die Biodiesel-Produktion herangezogen werden. Es handelt sich also in dieser Hinsicht fast um ein Nullsummenspiel; der durch den Bann gewollte Produktionsrückgang der Palmölproduktion wird sich kaum herbeiführen lassen.

 

Wenn überhaupt werden ausgerechnet jene Palmöl-Produzenten aus dem Markt gedrängt, die sich auf EU-Importe spezialisiert und ihre Produktion in den vergangenen Jahren entsprechend der geltenden europäischen Vorgaben nachhaltig ausgerichtet haben und ihre Produkte haben zertifizieren lassen. Denn tendenziell fallende Preise schaden natürlich vor allem denjenigen, die Investitionen getätigt und im Gegenzug auf Planungssicherheit gehofft haben. Diejenigen hingegen, die für immer neue Produktionsflächen immer mehr Regenwald roden, können mit fallenden Preisen eher umgehen und werden den Rohstoff einfach in andere Weltregionen oder in andere Branchen verkaufen. Das Signal an die Produzenten ist somit verheerend: Die EU zeigt ihnen nämlich ganz deutlich, dass sie nachhaltige Produktionsbedingungen und Zertifizierungen nicht honoriert.

Will man wirklich etwas für Regenwald, Weltklima und Artenschutz tun, gibt es wirksamere Wege, die mehr für den Schutz der Regenwälder und des Klimas brächten als ein Importbann für den Biodieseleinsatz von Palmöl: Man kann den Ölpalmenanbau ertragreicher machen, damit mehr Öl auf der heutigen Anbaufläche produziert werden kann. Damit würde man zugleich einen Beitrag zur weltweiten Nahrungsmittelversorgung leisten – und nebenbei auch noch Wohlstand in den Erzeugerländern schaffen.

Das geschieht nicht von alleine und schon gar nicht dadurch, dass genau jenes Palmöl mit einem Importbann belegt wird, das nachhaltig produziert und für das kein Regenwald gerodet wurde. Vielmehr müssen diese Produzenten für ihre nachhaltige Produktion belohnt werden, indem ihr Palmöl bevorzugt importiert wird. Dazu müssten die Nachhaltigkeitskriterien auf die Importe aller Arten von Pflanzenölen und Biomasse erweitert werden. Und das könnte über eine Zertifizierung, wie sie bisher bei Biokraftstoffen verlangt wird, sichergestellt werden. Das ist allemal sinnvoller als ein populistischer Importbann, der keinen Nutzen stiftet – und die falschen trifft.

Coverfoto: © ThKatz - Fotolia.com

In der Reihe Kiel Focus veröffentlicht das Institut für Weltwirtschaft Essays zu aktuellen wirtschaftspolitischen Themen für deren Inhalte die Autorinnen und Autoren alleine verantwortlich zeichnen. Die in den Essays abgeleiteten wirtschaftspolitischen Empfehlungen spiegeln nicht notwendigerweise die Empfehlungen des Instituts für Weltwirtschaft wider.