Konjunkturbericht
Euroraum im Herbst 2022: Rezession voraus
Der Euroraum steuert auf eine Rezession zu. Zwar konnte die Erholung von den wirtschaftlichen Beeinträchtigungen der Corona-Pandemie bis zur Jahresmitte 2022 fortgesetzt werden, so dass die Wirtschaft trotz der Verwerfungen des Krieges in der Ukraine zunächst weiter expandierte. Der anhaltende Energiepreisschock und eine Gegenwind aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld lassen für die bevorstehenden Quartale jedoch eine konjunkturelle Schwächephase erwarten. Frühindikatoren zur Zuversicht von Unternehmen und insbesondere von Verbrauchern zeigten zuletzt eine markante Verschlechterung der Stimmungslage an. Die Inflation dürfte zunächst hoch bleiben, so dass Kaufkraft bei Unternehmen und Haushalten gemindert wird und dadurch der reale private Konsum erheblich belastet wird. Nun wird die gesamtwirtschaftliche Produktion wohl für einige Quartale leicht schrumpfen. Im Verlauf des Jahres 2023 dürfte dieser Abwärtstrend allmählich gestoppt werden im Gefolge von Energiepreisen, die ausgehend von ihren aktuell sehr hohen Niveaus wieder nachgeben. Dies dürfte zu einer Stabilisierung des privaten Verbrauchs und einer wieder mäßig expandierenden gesamtwirtschaftlichen Produktion beitragen, und diese Erholung wird im weiteren Verlauf des Prognosezeitraums wohl noch etwas an Fahrt aufnehmen. Insgesamt dürfte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr wohl um 2,8 Prozent steigen, im Jahr 2023 nahezu stagnieren und anschließend wieder moderat um 1,6 Prozent zulegen (2024). Die Verbraucherpreise steigen im Durchschnitt des laufenden Jahres voraussichtlich um 8,1 Prozent und damit so stark wie nie zuvor seit Bestehen der Währungsunion. Im Folgejahr wird die Teuerungsrate mit 7,4 Prozent wohl erneut sehr hoch liegen, im Jahr 2024 mit dem erwarteten allmählichen Rückgang der Energiepreise aber wieder moderater ausfallen. Die Europäische Zentralbank hat unterdessen mit der Zinswende begonnen und dürfte alsbald weitere Zinsschritte folgen lassen.
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