Global China Conversations #10

Wettlauf um Technologie-Souveränität: Der Fall staatlicher Unterstützung in der Halbleiterindustrie

19 Mai 2022

Thema

Die globale Halbleiterknappheit, die durch die COVID-19-Pandemie besonders kritisch wurde, hat weltweit eine Vielzahl von Industrien betroffen, wobei das Leid der Autoindustrie das prominenteste Beispiel ist. Der Mangel an Chips hat u. a. die Automobilhersteller gezwungen, ihre Produktion vorübergehend herunterzufahren. Kunden und Verbraucher müssen viel länger auf ihre gewünschten Produkte warten, in denen Chips heutzutage als Schlüsselkomponenten verwendet werden. Der Mangel an Halbleitern hat jedoch nicht nur wirtschaftliche, sondern auch sicherheitspolitische Bedenken aufgeworfen, da Chips für viele Geräte und Werkzeuge, die in der Cloud, im Weltraum und für Verteidigungs- und Verbindungszwecke eingesetzt werden, unverzichtbar sind. Chips werden daher von vielen politischen Entscheidungsträgern als strategische Güter betrachtet, bei denen ihre Länder nach technologischer Souveränität streben müssen. Während die chinesische Regierung die Entwicklung einer einheimischen und vertikal integrierten Halbleiterindustrie seit Jahren substanziell unterstützt, hat die EU-Kommission 2021 die Industrieallianz für Prozessoren und Halbleiter ins Leben gerufen und im Februar 2022 den European Chips Act vorgeschlagen, um die technologische Führungsrolle Europas in der Halbleiterindustrie zu stärken.

Wie hat die chinesische Regierung die Entwicklung der Halbleiterindustrie in China unterstützt? Wie unterscheidet sich die staatliche Unterstützung der Halbleiterindustrie in China von der in anderen Ländern? Lassen sich aus diesen Erfahrungen politische Konsequenzen und Lehren ziehen? Welche Herausforderungen ergeben sich aus den Vorschlägen der EU-Kommission zur Sicherung der Versorgung, der Widerstandsfähigkeit und der technologischen Souveränität bei Halbleitertechnologien und -anwendungen in der EU?

Programm

Die Veranstaltung besteht aus Impulsvorträgen der Sprecher gefolgt von einer Diskussion. 

Die Global China Conversation #10 wird auf Englisch abgehalten. 

Sprecherin und Sprecher

Dr. Sophia Helmrich

Dr. Sophia Helmrich verantwortet im Bereich Digitalisierung und Innovation des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI) die Themen Halbleiter, Quantentechnologien und Forschungsdaten. Zudem ist sie für den BDI/BDA Ausschuss für Forschungs-, Innovations- und Technologiepolitik zuständig und betreut insbesondere den Themenkomplex Schlüsseltechnologien. Zuvor war sie in der Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft für wissenschafts- und innovationsstrategische Themen im Stab des Präsidenten tätig. Frau Dr. Helmrich ist promovierte Physikerin im Bereich der Nichtlinearen Optik und Halbleitersystemen. 


Jehan Sauvage 

Jehan Sauvage ist derzeit als Politikanalyst in der Direktion Handel und Landwirtschaft der OECD tätig, wo er sich auf Fragen im Zusammenhang mit Marktverzerrungen und staatlichen Subventionen in Industriesektoren spezialisiert hat. Zuvor war er als Berater im Büro des OECD-Direktors für Handel und Landwirtschaft und als Policy Analyst im OECD-Team für Handel und Umwelt tätig. In der letztgenannten Funktion hat er mehrere Studien zu Themen wie grenzüberschreitende Strommärkte und Handel mit Umweltgütern und -dienstleistungen durchgeführt. Er war auch einer der Hauptautoren des OECD-Inventars der Unterstützungsmaßnahmen für fossile Brennstoffe, das die frühen Bemühungen der OECD zur Identifizierung und Quantifizierung der staatlichen Unterstützung für Energieprodukte anführt. 


Christian Steidl 

Christian Steidl ist Politikanalyst bei der OECD und arbeitet an der Analyse verschiedener Formen der staatlichen Unterstützung für Industrieunternehmen. Seine Forschung umfasst die Unterstützung sowohl aus einer sektoralen als auch aus einer Transfermechanismus-Perspektive und zeigt handelspolitische Auswirkungen auf. Vor seiner jetzigen Position hat er für die Ausschüsse für Schiffbau und Stahl bei der OECD gearbeitet, ebenfalls mit dem Schwerpunkt auf staatlichen Unterstützungsmaßnahmen und Marktanalysen. Christian hat einen Bachelor-Abschluss in internationaler Wirtschaft mit Schwerpunkt China und einen Master-Abschluss in internationaler Wirtschaftspolitik von der SciencesPo Paris und in internationalen Beziehungen von der Universität Peking. Er hat auch Erfahrungen in der Forschung gesammelt und war unter anderem am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim tätig.  

Moderation

Dr. Hanna Henkel 

Dr. Hanna Henkel leitet das Ressort Wissenschaft & Technik bei der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Die gelernte Journalistin (Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten) hat einen M.A. in Betriebswirtschaft der HEC Lausanne und einen Doktortitel der Universität St. Gallen. Bevor sie Redakteurin wurde, arbeitete sie als Auslandskorrespondentin für die NZZ in Südamerika und in den USA. Die NZZ ist eine 1780 gegründete Schweizer Tageszeitung und die älteste Qualitätszeitung Europas. Sie hat eine klare Positionierung für Qualitätsjournalismus.