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Muss der Staat unsere Industrie vor der Konkurrenz aus China schützen?

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... Geht es im Welthandel immer ordnungspolitisch sauber zu? Sicher nicht. Andere Länder, andere Wirtschaftspolitik. Vieles von dem, was Regierungen in der übrigen Welt tun, passt nicht zu einem marktwirtschaftlichen Ansatz. Ob andere Subventions-, Steuer- und Sozialsysteme oder abweichende lokale Umweltstandards - von gleichen Wettbewerbsbedingungen ist die Weltwirtschaft (seit jeher) weit entfernt. Die Wirtschaftspolitik hätte viel zu tun, wollte sie der heimischen Industrie den rauen Wind staatlich protegierter ausländischer Konkurrenz ersparen. Schlimmer noch: Sie würde sich damit übernehmen.

 

Das gilt auch für China, wo eine interventionistische Industriepolitik besonders en vogue ist. Die Lösung ist aber nicht, die dortigen marktwidrigen Eingriffe hierzulande zu replizieren. Damit würde nicht China marktwirtschaftlicher, sondern die EU interventionistischer. Statt eines Systemwettbewerbs drohte ein dysfunktionaler Subventions- und Protektionswettlauf. Unternehmen, vor allem die großen, waren noch nie verlegen, den Staat für ihre Interessen einzuspannen, wenn es darum ging, unliebsame Konkurrenz auf Distanz zu halten. Einen solchen Neomerkantilismus sollten wir uns ersparen. Protektion über Zölle als Reaktion auf eine auswärtige Industriepolitik kann sich schnell als Bumerang erweisen. (…)

Stefan Kooths ist Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum am Institut für Weltwirtschaft in Kiel und Professor an der BSP Business and Law School.

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