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Chinas versteckte Fußfesseln in der Währungspolitik

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 ... Der verstärkte Gebrauch des Yuan im Handel mit Russland gefährdet Chinas Ziel, ein multipolares Weltwährungssystem zu etablieren. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die westlichen Reaktionen auf den Waffengang haben das geoökonomische Koordinatensystem in den vergangenen 15 Monaten nachhaltig verschoben. Sie haben Russland vom Westen entkoppelt und das Land in die Arme Chinas, des größten Rivalen des Westens, getrieben. Mittlerweile ist China zum wichtigsten Handelspartner Russlands avanciert, ein großer Teil der russischen Rohstoffe fließt dorthin. Mit der Funktion Russlands als Tankstelle Chinas geht eine "Yuanisierung" des russischen Kapital- und Zahlungsverkehrs einher. Das bedeutet: An die Stelle von Dollar-Rubel-Transaktionen treten immer häufiger Yuan-Rubel-Geschäfte. Konkret: Russen können über das chinesische Zahlungssystem zum Beispiel Kreditkartenrechnungen begleichen. Russische Energieunternehmen legen Anleihen in Yuan auf, russische Banken halten zunehmend Forderungen in der chinesischen Währung. Auch im Bereich der digitalen Währungen (digitaler Yuan und digitaler Rubel) intensivieren sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern.


Noch kann der Yuan zwar nicht an der Dominanz von US-Dollar und Euro rütteln. Im vierten Quartal 2022 bestanden 58 Prozent der globalen Währungsreserven aus Dollar, 20 Prozent aus Euro - und weniger als drei Prozent aus Yuan. Doch die chinesische Regierung strebt mit Nachdruck ein multipolares Währungs- und Zahlungssystem an und forciert daher die internationale Verwendung des Yuan als Fakturierungs-, Transaktions-
und Reservewährung. ...

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