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Welthandel stagniert, aber wieder mehr Container auf See unterwegs

Das jüngste Datenupdate des Kiel Trade Indicator für Mai weist für den Welthandel im Vergleich zum Vormonat April einen Rückgang von 0,3 Prozent aus (preis- und saisonbereinigt). 

Für Deutschland zeigt der Kiel Trade Indicator ein Plus bei den Exporten (+1,5 Prozent) und einen Rückgang bei den Importen (-0,7 Prozent). Die EU-Werte deuten für die Exporte auf eine rote Null (-0,2 Prozent), für die Importe auf einen Zuwachs (+1,3 Prozent) hin.

Im Handel der USA ist im Vormonatsvergleich ein Rückgang der Exporte (-1,8 Prozent) und ein kleines Plus (+0,5 Prozent) bei den Importen zu  zu verzeichnen. Die Zahlen für China liegen sowohl bei Exporten (+1,6 Prozent) als auch Importen (+0,9 Prozent) im grünen Bereich.

„Sowohl der weltweite Handel insgesamt als auch der Handel großer Volkwirtschaften entwickelt sich im Mai mehr oder weniger seitwärts. Die große Erholung nach dem globalen Dämpfer im vergangenen Winterhalbjahr lässt also nach wie vor auf sich warten. Um die großen Preisschwankungen bereinigt laufen die deutschen Exporte nun schon seit zweieinhalb Jahren seitwärts“, sagt Vincent Stamer, Leiter des Kiel Trade Indicator.

Für den deutschen Export wird zunehmend der Handel mit China zur Belastung. Der Exportwert deutscher Waren nach China ist im Zeitraum von Januar bis April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Prozent gefallen, trotz jüngst starker Handelszahlen. Laut Chinesischer Statistikbehörde haben sich Exporte anderer Nationen ins Reich der Mitte teilweise noch deutlich gravierender  reduziert: Die Exporte von Japan nach China sind um über 18 Prozent, die aus dem Vereinigten Königreich sind um rund 17 Prozent gefallen. Die Vereinigten Staaten exportieren 2 Prozent weniger.

„Die Handelsstatistiken zeigen, dass China zunehmend Importe aus Industriestaaten durch eigene Produktion ersetzt. Das ist ein negativer Impuls für den Welthandel. Ein Lichtblick für den globalen Warenaustausch bildet die leichte positive Tendenz des globalen Containerhandels seit Beginn des Jahres, sowie die einhergehende Auflösung der Schiffsstaus“, so Stamer.

Der Trend im weltweiten Containerhandel zeigt seit gut 6 Monaten nach oben, und die Menge an verschifften Containern steigt. Mit 13,9 Millionen Standardcontainern wurde im Mai allerdings immer noch über 1 Prozent weniger verschifft als vor einem Jahr.

Weltweit stehen nur noch 6,8 Prozent aller verschifften Waren im Stau, was dem Durchschnitt der Jahre vor der Pandemie entspricht.

Weitere Informationen zum Kiel Trade Indicator und einzelne Prognosen für 75 Länder und Regionen finden Sie auf www.ifw-kiel.de/tradeindicator.

Die nächsten Aktualisierungen des Kiel Trade Indicator erfolgen am 20. Juni (ohne Medieninformation) und am 5. Juli (mit Medieninformation) für die Handelsdaten im Juni.


Über den Kiel Trade Indicator

Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) von 75 Ländern und Regionen weltweit, sowie des Welthandels insgesamt. Im Einzelnen umfassen die Schätzungen über 50 Länder sowie Regionen wie die EU, Subsahara-Afrika, Nordafrika, den Mittleren Osten oder Schwellenländer Asiens. Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit. Ein am IfW Kiel programmierter Algorithmus wertet diese unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz aus und übersetzt die Schiffsbewegungen in preis- und saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber dem Vormonat.

Die Auswertung erfolgt zweimal im Monat. Um den 20. (ohne Pressemeldung) für den laufenden und den folgenden Monat und um den 5. (mit Pressemeldung) für den vergangenen und den laufenden Monat.

An- und ablegende Schiffe werden dabei für 500 Häfen weltweit erfasst. Zusätzlich werden Schiffsbewegungen in 100 Seeregionen analysiert und die effektive Auslastung der Containerschiffe anhand des Tiefgangs gemessen. Mittels Länder-Hafen-Korrelationen können Prognosen erstellt werden, auch für Länder ohne eigenen Tiefseehafen.

Der Kiel Trade Indicator ist im Vergleich zu den bisherigen Frühindikatoren für den Handel deutlich früher verfügbar, deutlich umfassender, stützt sich mit Hilfe von Big Data auf eine bislang einzigartig große Datenbasis und weist einen im Vergleich geringen statistischen Fehler aus. Der Algorithmus des Kiel Trade Indikators lernt mit zunehmender Datenverfügbarkeit dazu (machine learning), so dass sich die Prognosegüte im Lauf der Zeit weiter erhöht.