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Verhängte US-Zölle haben für sich genommen kaum Auswirkungen auf EU-China Handel
„Die neuen US-Zölle gegen China sind wohl vor allem innenpolitisch motiviert, bedenklich daran ist aber, dass sie eine für Deutschland und die EU sehr unvorteilhafte Spirale an Reaktionen und Gegenreaktionen hervorrufen könnten“ sagt Julian Hinz, Handelsforscher am IfW Kiel, anlässlich von Simulationsrechnungen zur Thematik.
Eine Auswertung des IfW Kiel zeigt, dass China seine Elektroautos vor allem in die EU verkauft. Insgesamt waren es im letzten Jahr fast 500.000 Fahrzeuge, so viele wie in keine andere Weltregion. Das ist fast ein Drittel aller von China exportierten Elektroautos von rund 1,5 Millionen Stück.
Hersteller von Elektroautos in China erhalten massive staatliche Subventionen, allein der größte Hersteller BYD zuletzt über 2 Mrd. Euro pro Jahr, wie eine Studie des IfW Kiel gezeigt hat.
„Die EU ist Chinas wichtigster Abnehmer für Elektrofahrzeuge und hat entsprechende Verhandlungsmacht. Die Kommission sollte der Subventionspolitik Pekings nicht tatenlos zusehen, sich allerdings auch nicht von den USA instrumentalisieren lassen. Zunächst sollte die Kommission an ihrem Antisubventionsverfahren festhalten. Bislang profitiert Europa für seine grüne Transformation von den günstigen chinesischen Elektrofahrzeugen“, so Hinz.
Simulationsrechnungen des IfW Kiel zeigen, dass die jetzt verhängten Zölle der USA auf Importe von chinesischen Elektroautos von 100 Prozent nur kleine Handelsverschiebungen hervorrufen, die in absoluten Zahlen kaum ins Gewicht fallen.
Ausweichmärkte dürften vor allem Kanada und Mexiko sein, mit einem zu erwartenden Plus von E-Auto-Importen aus China von gut 1 Prozent. In die EU dürften rund 0,7 Prozent mehr E-Autos gehen als bislang. Mit Blick auf die Gesamtzahl von bislang 12.000 importierten E-Autos der USA pro Jahr aus China sind die Mengen, die nun in andere Märkte gehen, also gering.
Mit Blick auf das Gesamtpaket an neu verhängten Zöllen ergeben die Simulationen einen Rückgang aller US-Importe aus China um immerhin 3 Prozent. Die Zölle treffen Produkte und Industrien, die in den letzten Jahren ohnehin schon mit Zöllen belegt worden sind, relevant ist vor allem der Halbleiterbereich.
Für den Welthandel insgesamt haben die Zollmaßnahmen für sich genommen fast keinen Effekt, da andere Länder die wegfallenden US-Importe aufnehmen dürften. Ausweichmärkte sind auch hier in erster Linie die US-Nachbarstaaten Kanada und Mexiko.
Die Simulationsrechnungen basieren auf dem KITE-Modell des IfW Kiel. Die Ergebnisse zeigen die mittel- bis langfristigen Handelsauswirkungen, die sich dauerhaft ergeben. Kurzfristige Verwerfungen sind im Modell nicht berücksichtigt.