Statement

Northvolt: „Besser in Technologien von morgen investieren als alte Industrien am Leben halten“

„Die Chancen für Schleswig-Holstein im Bereich der grünen Energien sind groß, und es gibt viele gute regionale und wirtschaftspolitische Gründe, diesen Transformationsprozess zu fördern und zu beschleunigen.

Allerdings hat sich die EU mit ihrer 900-Millionen-Euro-Förderung in einen Subventionswettlauf drängen lassen, vermutlich wäre Northvolts Investment auch mit weit weniger Subventionen lohnend gewesen, was nur die Anteilseigner freut. Das Geld muss nun vom Steuerzahler aufgebracht werden und fehlt an anderer Stelle, etwa bei Investitionen in Bildung oder Infrastruktur.

Diese Subventionen können erfolgreich sein, immerhin geht es hier um eine Schlüsseltechnologie zur grünen Transformation. Es ist besser, wenn der Staat in die Technologien von morgen investiert, statt zu versuchen, alte Industriezweige künstlich am Leben zu halten. Aus einer wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive wissen wir jedoch noch nicht genau, unter welchen Bedingungen solche Subventionen wirklich ihr Geld wert sind. Gezielte Förderung von Forschung und Entwicklung könnte die erfolgreichere Alternative sein. Hier ist die Wirtschaftswissenschaft gefragt, uns bald fundierte Antworten zu liefern.

Die Ansiedelung gerade in Schleswig-Holstein ist natürlich naheliegend, da hier die komparativen Standortvorteile, insbesondere der Überschuss an Windstrom, genutzt werden können. Sie stärkt auch insgesamt unseren Standort und hilft, die deutsche Unternehmenslandschaft für die Zukunft zu rüsten. Wenn Deutschland ein bedeutender Technologiestandort bleiben will und wenn die grüne Transformation konkrete Formen annehmen soll, benötigen wir Wissen und Zugang zur Batterietechnik. Außerdem stärkt die Ansiedelung natürlich die geopolitische Verhandlungsposition der EU und verringert die Abhängigkeit von rivalisierenden Volkswirtschaften.

Für einen nachhaltigen Erfolg muss die Politik ihr industriepolitisches Investment nun aber mit den richtigen Maßnahmen flankieren. Zwei Beispiele: Wer mit knapp 1 Mrd. Euro grüne Technologien fördert, muss auch bereit sein, fossile Technik ziehen zu lassen. Wer eine Fabrik mit 3.000 Stellen anzieht, muss auch Infrastruktur und Wohnungen für die neuen Fachkräfte schaffen.

Unter dem Strich ist der Spatenstich sehr teuer, und wie erfolgreich diese Maßnahme für Deutschland und Schleswig-Holstein tatsächlich ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.“