Statement

„Große Schwankungsanfälligkeit beim Export“

„Die Verdopplung der schleswig-holsteinischen Exporte und Importe in den letzten 20 Jahren ist Folge der Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen, die nicht nur in Deutschland insgesamt, sondern auch in Schleswig-Holstein den Außenhandel seit den 1990er Jahren prägt. Entsprechend der dynamischen Entwicklung des Welthandels hat sich die Exportquote des Landes — also der Anteil der Exporte am Bruttoinlandsprodukt —im Zuge der Globalisierung von etwa 12 auf zuletzt 25 Prozent erhöht. Die Globalisierungstendenzen in der schleswig-holsteinischen Wirtschaft sind damit unübersehbar. Allerdings relativiert sich der Globalisierungserfolg des Landes, wenn ein Vergleich mit der Exportentwicklung in Deutschland insgesamt gezogen wird: Hier war die Entwicklung noch dynamischer, die deutsche Exportquote verdoppelte sich von 20 auf mehr als 40 Prozent am aktuellen Rand.

Doch warum ist Schleswig-Holstein nicht so exportstark wie Deutschland insgesamt? Das hängt mit der Wirtschaftsstruktur Schleswig-Holsteins zusammen: Der Anteil des exportintensiven Verarbeitenden Gewerbes ist im Land deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt. Außerdem sind exportstarke Branchen, wie beispielsweise die Automobilindustrie, in Schleswig-Holstein relativ schwach vertreten, während die weniger exportorientierte Erzeugung von Nahrung und Futtermitteln ein im Vergleich großes Gewicht hat. Als Kontrast gibt es aber auch exportintensive Branchen in Schleswig-Holstein wie die Pharmaindustrie oder die Medizintechnik, die gerade in den Corona-Jahren kräftig zulegen konnten.

Das relativ schmale industrielle Fundament Schleswig-Holsteins zeigt sich auch in einer  großen Schwankungsanfälligkeit des Exports: Es reichen Großaufträge oder Branchenkonjunkturen für Ausschläge nach oben und unten. Beispielsweise verändert schon eine größere Auslieferung der Werftindustrie an einen internationalen Kunden vorübergehend die Exportstrukturen des Landes. Aber auch die Neuansiedlung einer Branche kann großen Einfluss auf die Exporttätigkeit des Landes haben: Vor 20 Jahren dominierte die Nachrichtentechnik den schleswig-holsteinischen Export, heute spielt dieser Bereich keine Rolle mehr. Diese Entwicklung lag alleine am Motorola-Werk in Flensburg, das längst Vergangenheit ist.

Für Schleswig-Holstein ist die Bedeutung der Exportmärkte Vereinigten Staaten und China, wie für den deutschen Export insgesamt, fraglos gewachsen. Allerdings dominiert nach wie vor der Export in europäische Nachbarländer. Als Besonderheit kann angesehen werden, dass trotz aller Globalisierungstendenzen und der Erschließung neuer Märkte, der Nachbar Dänemark ein stabiler Haupthandelspartner geblieben ist. Alleine in den letzten drei Jahren lag der durchschnittliche Anteil Dänemarks am schleswig-holsteinischen Export bei 7 Prozent, der China-Anteil betrug hingegen weniger als 5 Prozent.“