Statement
FED-Zinssenkung wäre ökonomisch kaum zu rechtfertigen

„Die Federal Reserve (Fed) steht bei ihrer Zinsentscheidung am 18. Juni 2025 erneut im Zentrum eines hochsensiblen geldpolitischen Balanceakts. Seit Beginn des Jahres ist der disinflationäre Trend weitgehend zum Erliegen gekommen: Die Kerninflation bewegt sich hartnäckig oberhalb der Zielmarke von 2 Prozent, während die jüngsten Lohn- und Beschäftigungsdaten auf einen weiterhin robusten Arbeitsmarkt hindeuten. In einem solchen Umfeld wäre eine Zinssenkung ökonomisch kaum zu rechtfertigen. Gleichzeitig ist weiterhin unklar, wie sich die Zölle und die Migrationspolitik der Trump-Regierung auf Inflation und Konjunktur auswirken werden, während der Konflikt im Mittleren Osten die Ölpreise und damit die Inflation ansteigen lassen könnte.
Dennoch wächst der politische Druck auf die Fed durch US-Präsident Trump, der unbeirrt vehement starke Zinssenkungen fordert und die öffentliche Polarisierung rund um den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell und die Rolle der Zentralbank immer weiter eskaliert. Die Fed steht unter dem Druck, einerseits glaubwürdig an ihrem Mandat der Preisstabilität festzuhalten und andererseits den Eindruck politischer Beeinflussbarkeit zu vermeiden.
Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die Fed den Leitzins auf dem aktuellen Niveau belassen wird. Führende Fed-Mitglieder haben in den vergangenen Wochen mehrfach öffentlich geäußert, dass die Auswirkungen der Politikmaßnahmen auf die wirtschaftlichen Kerndaten abgewartet werden sollten und dass eine geldpolitische Entscheidung nur datengestützt gefällt werden kann. Ein vorzeitiger Richtungswechsel in der Geldpolitik könnte nicht nur Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank aufwerfen, sondern auch unerwünschte Signale an die Finanzmärkte senden. Die Fed muss daher ihre Entscheidung datengestützt und klar kommunizieren. Für die Fed geht es in dieser Woche nicht nur um Zinssätze, sondern um die Verteidigung ihres Mandats.“