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Entwicklungshilfe nach geopolitischem Interesse: Neue Datenbank listet weltweite Hilfslieferungen Chinas auf

medical mask production

„China ist in den letzten Jahren zu einem der weltweit größten Geber von Entwicklungshilfe herangewachsen“, sagt Andreas Fuchs, der am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) die Kiel Institute China Initiative und an der Universität Göttingen den Lehrstuhl für Entwicklungsökonomik leitet. „Allerdings ist der volle Umfang der Hilfen nicht öffentlich, was anderen Geberländern einen strategischen und effektiven Einsatz ihrer Entwicklungshilfe deutlich erschwert. Unsere Datenbank macht Chinas Hilfslieferungen nun transparent.“

Die Chinese Aid Exports Database enthält alle chinesischen Hilfslieferungen seit 2017 und basiert auf der offiziellen chinesischen Exportstatistik. Die Datenbank umfasst 195 Länder, 184 davon erhielten Hilfsgüter aus China. Erfasst werden dabei ausschließlich Warenlieferungen, keine Geldtransfers. Die Methodik und Vorgehensweise bei der Auswertung der Daten sind in einem Kiel Working Paper erläutert („Tracking Chinese Aid through China Customs: Darlings and Orphans after the COVID-19 Outbreak”).

Anerkennung Taiwans disqualifiziert von Chinas Hilfen

Das jüngste Datenupdate stammt vom September 2022. Demnach hat China seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine seine Hilfslieferungen in Form von Getreide nach Afrika nach einer längeren Pause nun wieder intensiviert. Allein im September lieferte China Getreide im Wert von 1,15 Millionen US-Dollar. Empfängerländer waren Gambia, Eritrea, Äthiopien, Dschibuti und Somalia.

Eine Auswertung der Jahre 2017 bis 2021 zeigt, dass China insgesamt Hilfsgüter im Wert von 4,2 Milliarden US-Dollar exportiert hat, im Durchschnitt also gut 835 Millionen US-Dollar pro Jahr. Dabei fließen umso mehr Hilfsgüter in ein Land, je stärker es mit China politisch auf einer Linie ist. Eine Anerkennung Taiwans als souveränen Staat beispielsweise disqualifiziert ein Land fast vollständig von chinesischen Zuwendungen.

Mit Ausbruch der Corona-Pandemie stieg der Export medizinischer Hilfsgüter wie Gesichtsmasken, Impfstoffe oder Beatmungsgeräte sprunghaft an. Hilfsgüter aus anderen Bereichen gingen dafür zurück. Im Zeitraum von März 2020 bis Dezember 2020 machten medizinische Gesichtsmasken fast ein Viertel aller Hilfslieferungen Chinas aus, 2021 dominierten Impfstoffe die Hilfslieferungen mit einem Anteil von fast 60 Prozent.

„Der Ausbruch der Corona-Pandemie markiert eine Zäsur in Chinas Lieferung von Hilfsgütern. Im Zuge seiner ‚Maskendiplomatie’ 2020 belieferte China auch wenig bedürftige Länder und sogar politische Rivalen, zulasten bisheriger Empfängerländer vor allem in Afrika. China hat offenbar die Gunst der Stunde genutzt, seinen politischen Einflussbereich auszuweiten“, so Fuchs.

Maskendiplomatie: Deutschland Empfänger chinesischer Hilfsgüter

Deutschland etwa erhielt medizinische Gesichtsmasken im Wert von knapp 5 Millionen US-Dollar, die USA im Wert von knapp 17  Millionen US-Dollar. Einer der größten Profiteure von Chinas Maskendiplomatie war – gemessen an der Einwohnerzahl – Luxemburg mit Maskenlieferungen im Wert von knapp 13  Millionen US-Dollar. Das Land gilt als Verwaltungszentrum für Chinas Neue Seidenstraße und daher als strategisch bedeutsam.

Auch die konkurrierenden Großmächte Russland und Indien wurden von China mit Masken im Wert von knapp 20 bzw. gut 5  Millionen US-Dollar versorgt. Mit der ‚Impfstoffdiplomatie’ 2021 drängte Peking aber wieder auf alte Prinzipien: Hilfsempfänger der Vakzine waren in erster Linie politisch nahestehende, ökonomisch schwache Länder.

Jetzt Datenbank entdecken: Chinese Exports Aid Database

Insgesamt wurden zwischen Januar 2017 und September 2022, gemessen am Exportwert, die Länder Kambodscha (261 Mio. USD), Äthiopien (198 Mio. USD), Pakistan (193 Mio. USD), Tadschikistan (181 Mio. USD) und Myanmar (163 Mio. USD) am großzügigsten mit Hilfsgütern bedacht. Die medizinischen Lieferungen dominieren den Gesamtzeitraum, während erst mit Abstand nicht-medizinische Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, elektronische Geräte oder Baumaterialien folgen.

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