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Auszeichnung: Christoph Trebesch erhält ERC Grant für Forschung zu Geopolitik und Finanzen

Der Forschungsrat der Europäischen Union (European Research Council) hat Christoph Trebesch einen Consolidator Grant für ein umfassendes Forschungsvorhaben zu geopolitischen Machtkämpfen und ihren Folgen für das globale Finanzsystem zuerkannt. Der Grant mit dem Titel „Great.Power.Finance“  ist mit einer Finanzierung von 2 Mio. Euro über einen Zeitraum von 5 Jahren verbunden. Wie beeinflussen Geopolitik und Großmachtrivalität die globalen Finanzströme, also die Höhe, Zusammensetzung und Zielrichtung grenzüberschreitender Investitionen? Welche Auswirkung haben geopolitische Schocks wie Kriege auf die Finanzstabilität, und wie können sich Investoren gegen diese Schocks absichern? Und welche geostrategischen Ziele verfolgen Staaten, wenn sie in fernen Ländern in Infrastruktur investieren? Um diese Fragen zu beantworten, wird das Projekt detaillierte Daten zu internationalen Investitionen über 200 Jahre zusammentragen.

Wissenslücken füllen

„Die Welt tritt in eine neue Phase geopolitischer Machtkämpfe ein, etwa zwischen den USA und China. Ich möchte verstehen, wie sich diese Entwicklung auf die globale Wirtschaft und das internationale Finanzsystem auswirkt. Hierzu schaue ich 200 Jahre zurück, denn große Verschiebungen der internationalen Ordnung sind selten. Die bisherige Forschung zu globalen Finanzmärkten blickt meist auf die Zeit nach 1970 – eine von den USA geprägte Ära, in der Staaten wenig Einfluss auf Kapitalströme hatten. Unser Wissen über den Einfluss staatlicher Macht auf Finanzflüsse ist deswegen begrenzt. Um die großen Zusammenhänge zu verstehen ist die historische Perspektive essenziell. Allgemein ist die Wechselwirkung von Geopolitik und internationaler Wirtschaft bisher kaum untersucht worden. Ich möchte dazu beitragen, diese Wissenslücken zu schließen”, sagte Christoph Trebesch.

„Der Gewinn des ERC Consolidator Grant bestätigt in herausragender Weise die außerordentlichen wissenschaftlichen Leistungen und Ambitionen von Christoph Trebesch. Wir freuen uns sehr, dass er seine sehr aktuelle und relevante Forschung mit Hilfe des Grants bei uns im Institut ausbauen kann und werden ihn dabei nach Kräften unterstützen. Er hat bereits bei früheren Projekten bewiesen, wie er aus lange zurück reichenden historischen Daten hochrelevante Erkenntnisse für Wissenschaft und Wirtschaftspolitik gewinnen kann“, sagte Holger Görg, Interimspräsident des IfW Kiel.

Exzellenz als Entscheidungsgrund

Das ERC vergibt Grants ausschließlich nach Kriterien der wissenschaftlichen Exzellenz. Es fördert Spitzenforscherinnen und -forscher, um die grundlagenorientierte Forschung und visionäre Projekte voranzutreiben.

Christoph Trebesch ist ein empirisch arbeitender Ökonom und seit 2017 Leiter des Forschungszentrums Internationale Finanzmärkte und Makroökonomie am IfW Kiel sowie Professor für Makroökonomie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 2022 hat er am IfW Kiel die Forschungsinitiative Geopolitics and Economics ins Leben gerufen. Seine Arbeiten verknüpfen die Themen internationale Finanzmärkte, Makroökonomie, Wirtschaftsgeschichte und politische Ökonomie. Nach der Promotion an der FU Berlin forschte er zunächst an der LMU in München als Juniorprofessor und wechselte dann nach Kiel. Seine Forschung beschäftigt sich häufig mit seltenen Ereignissen. Also Ereignissen, die nur alle paar Jahre oder Jahrzehnte eintreten, aber dann enorme wirtschaftliche Folgen haben. Das führte ihn zu seiner Forschung zu Finanz- und Schuldenkrisen, dem Vormarsch extremistischer und populistischer Kräfte, Chinas Aufstieg im globalen Finanzsystem, und nun zum Thema Geopolitik und Großmachtrivalität.