Bernhard Harms Preis 2025

30 Okt 2025

Die Ökonomin Silvana Tenreyro wird in diesem Jahr mit dem Bernhard-Harms-Preis des Kiel Institut für Weltwirtschaft ausgezeichnet. Sie gilt weithin als führende Wissenschaftlerin, die bedeutende Beiträge zur Geldtheorie und -politik, zur makroökonomischen Entwicklung und zur internationalen Ökonomie geleistet hat. Tenreyro ist James E. Meade Professor of Economics an der London School of Economics and Political Science (LSE).

Jurybegründung Prof. Silvana Tenreyro 

„Silvana Tenreyro hat herausragende wissenschaftliche Beiträge zur internationalen Ökonomie geleistet, mit wegweisender Forschung zu wirtschaftlicher Volatilität, zur Transmission von Geldpolitik sowie zu Währungsunionen. Ihre Arbeiten haben unser Verständnis erheblich vorangebracht, wie Diversifizierung und die Art ökonomischer Schocks Wachstum und Wohlfahrt in Schwellen- wie auch in Industrieländern prägen. Ihr vielzitierter methodischer Beitrag zur Schätzung von Gravitationsgleichungen ist in der internationalen Handelsökonomie grundlegend geworden. Sie zeichnet sich dadurch aus, theoretische Strenge mit empirischer Präzision und Innovationskraft zu verbinden, und ihre Forschung wirkt nachhaltig nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Politikberatung.“ 

Neben ihren akademischen Leistungen war Tenreyro von 2017 bis 2023 Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Bank of England, wo sie die britische Geldpolitik durch Brexit, Pandemie und jüngste Inflationsschübe mitgestaltete.

Ein genauerer Blick auf die Geldtheorie und -politik zeigt: Gemeinsam mit Giovanni Olivei entwickelte Tenreyro eine originelle Strategie, um die Rolle nominaler Lohnrigiditäten bei der Transmission von Geldpolitik auf die wirtschaftliche Aktivität zu identifizieren. Zudem veröffentlichte sie grundlegende Arbeiten, die asymmetrische Effekte und Verteilungseffekte von Geldpolitik hervorhoben. In jüngerer Arbeit mit Michael McLeay stellte sie die Schlussfolgerungen der Dominant-Currency-Literatur zur Wirksamkeit von Geldpolitik infrage und schlug ein neues Modell des Mixed-Currency Pricing vor, das sich besser eignet, um Geld- und Wechselkurspolitik in Schwellen- und Entwicklungsländern zu diskutieren.

Im Bereich der makroökonomischen Entwicklung hat sie gemeinsam mit Miklos Koren grundlegende Arbeiten verfasst, die das Verhältnis zwischen Volatilität und Entwicklung beleuchten, ebenso wie deren Zusammenspiel mit Technologieadoption und internationalem Handel. Ihre Forschung verdeutlicht die Bedingungen, unter denen technologischer Fortschritt und Handelsöffnung Ländern helfen können, makroökonomische Schocks zu diversifizieren und makroökonomische Volatilität zu verringern.

Im Bereich der internationalen Ökonomie hat Tenreyro zusammen mit J.M.C. Santos Silva einen bahnbrechenden methodischen Beitrag geleistet, der die Art und Weise verändert hat, wie Wissenschaftler Gravity Equations für Handelsströme (oder andere „Flow Relations“ von Migration bis Kapitalbewegungen) schätzen. Ihre PPML-Methode ist heute Standard zur Schätzung und Interpretation dieser Gleichungen.

Insgesamt schlägt ihre Forschung eine Brücke zwischen akademischer Theorie und praktischer Politikgestaltung und prägt die Denkweise von Zentralbanken und internationalen Institutionen über makroökonomische Stabilisierung.

Über Silvana Tenreyro 
María Silvana Tenreyro CBE FBA ist eine britisch-italienisch-argentinische Ökonomin und Professorin für Volkswirtschaftslehre an der London School of Economics (LSE). Sie war von 2017 bis 2023 externes Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Bank of England und 2021 Präsidentin der European Economic Association. Sie studierte Ökonomie an der National University of Tucumán in Argentinien und absolvierte anschließend ihren MA und PhD in Ökonomie an der Harvard University. 

Ihre Forschung in der Makroökonomie und internationalen Ökonomie wurde mit bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Yrjö-Jahnsson-Preis, der Birgit-Grodal-Preis und der Carl-Menger-Preis. Sie ist Fellow der British Academy und der Econometric Society, Ehrenmitglied der American Economic Society und wurde 2023 für ihre Verdienste um die Wirtschaft zum Commander of the Order of the British Empire ernannt. 

Das IfW Kiel verleiht den Bernhard-Harms-Preis, eine der führenden europäischen Auszeichnungen für Leistungen in der internationalen Ökonomie, seit 1964. Die diesjährige Preisverleihung findet am 30. Oktober 2025 in der Deutschen Botschaft in Paris, Frankreich, im Rahmen der 4th Kiel-CEPR-Conference on Geoeconomics statt.