IfW Kiel in den Medien
„Wir sind an einem Epochenwandel in der Weltwirtschaft“
Wie sieht die Zukunft der Weltwirtschaft nach Donald Trump aus? Sind Zölle wirklich schlecht? Und was wird nun aus dem Dollar? Moritz Schularick, Präsident des Kiel Instituts für Wirtschaftsforschung, stellte sich den Fragen des F.A.Z.-Herausgebers Gerald Braunberger und der Leser des Newsletters F.A.Z. PRO Weltwirtschaft.
FAZ: Warum sind Ökonomen eigentlich überwiegend der Ansicht, dass Zölle schlecht sind - gerade größere Länder könnten davon doch profitieren?
SCHULARICK: Ich versuche, 200 Jahre Wirtschaftsdogmen in wenigen Sätzen zusammenzufassen: Grundsätzlich gilt der zollfreie Handel weltweit als effizientes Instrument, die Arbeit international aufzuteilen. Dadurch erhalten wir größere Märkte, mehr Arbeitsteilung und mehr Effizienz, wir werden alle reicher und wohlhabender. (...)
FAZ: Könnte es sein, dass wir uns fortan häufiger mit Handelsauseinandersetzungen befassen müssen?
SCHULARICK: Davon würde ich ausgehen. Es gab schon vor zwei, drei Jahren beim Weltwirtschaftsforum in Davos eine große Diskussion, ob das Ende der Globalisierung erreicht ist - also noch vor der Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident. (...)
FAZ: Nach welchen Prinzipien könnte die Weltwirtschaft zukünftig funktionieren?
SCHULARICK: Europa muss in der neuen Weltwirtschaft versuchen, der Champion von Offenheit und regelbasiertem Miteinander zu sein. Denn es gibt nicht nur China und die USA. Viele von den Schwellenländern und Entwicklungsländern glauben weiterhin an freien Handel und an exportgetriebene Entwicklungsmodelle. Solch ein wichtiger Champion der offenen Märkte hat in den Dreißigern und in der Weltwirtschaftskrise gefehlt.