IfW Kiel in den Medien
„Unsere Unterstützung für die Ukraine ist mickrig“
Moritz Schularick einer der wichtigsten Ökonomen des Landes – und einer, der Klartext spricht. Im RND-Interview rechnet der Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft schonungslos mit der Verteidigungspolitik der vergangenen Jahre ab und erklärt, warum in der jetzt nötigen Aufrüstung eine große Chance für die zivile Wirtschaft liegt.
RND: Herr Schularick, Sie haben seit Langem höhere Rüstungsausgaben gefordert, jetzt gibt es die finanziellen Spielräume dafür. Zufrieden?
MS: Nein, denn wir haben viel zu lange getrödelt. Die erste Zeitenwende war im Nachhinein betrachtet nicht einmal eine Zeitlupenwende. Es brauchte erst den Trump-Schock, den Besuch Wolodymyr Selenskyjs im Weißen Haus und die Rede vom US-Vize JD Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz, bis endlich etwas passiert ist. Lange hat hier die Überzeugung geherrscht, dass im Zweifel die Amerikaner für uns einspringen. Das hat sich jetzt geändert.
RND: Es ist also das fehlende Tempo, das Sie stört?
MS: Trotz aller Rhetorik ist unsere Unterstützung für die Ukraine mickrig, wir reden aktuell von etwa 0,15 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts. (...)
MS: (...) Wir werden in Europa nur dann im nächsten Jahrzehnt in Sicherheit leben können, wenn unsere KI, unsere Raketentechnologie, unsere Robotik genauso gut sind wie die der anderen. Und wir werden auch so etwas wie Starlink bauen müssen.
RND: Ein solches Satellitennetzwerk ist aber mit hohen Kosten verbunden.
MS: Starlink hat mit all den tausenden Satelliten, die da oben sind, etwas mehr als 10 Milliarden Dollar gekostet. Der zusätzliche S-Bahn-Tunnel, der gerade in München gebaut wird, wird mehr kosten. (...)