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Top-Ökonom Schularick: „Im Herzen des Parlaments hat man den Ausnahmezustand nicht verstanden“

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Parteitaktik statt Führungsstärke gefährdet Deutschlands Handlungsfähigkeit, warnt Ökonom Moritz Schularick. Die neue Regierung startet geschwächt – ausgerechnet in einer Zeit historischer Herausforderungen.

NOZ: Herr Schularick, Friedrich Merz ist im ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl gescheitert - ein Novum in

der Geschichte der Bundesrepublik. Wie bewerten Sie das für die deutsche Wirtschaft?

SCHULARICK: Es ist ein Auftakt für die Koalition, der viel schlechter nicht hätte sein können. Das Aufbruchssignal der Stärke und Geschlossenheit blieb aus. Die neue Regierung beginnt diese neue Phase geschwächt - und das in einer Zeit, in der sie international Führung übernehmen muss. Ich erwarte aber keine langfristigen Effekte, denn letztlich ist Merz doch zum Kanzler gewählt worden. (...)

NOZ: In welche Branchen sollte eine neue Bundesregierung investieren?

SCHULARICK: In Bildung, Forschung, neue Technologien und Verteidigung. Europa ist so sicher, wie seine Technologie gut ist. Der Krieg von morgen ist Technologie. Und wenn wir da weiter hinterherhinken, sind wir in Europa auch nicht sicher. (...)

NOZ: Mit Katherina Reiche und Martin Wittberger kommen zwei Minister aus der Wirtschaft - bringt das

neue Impulse oder schadet das der politischen Unabhängigkei?

SCHULARICK: Ich sehe das eher positiv. Beide bringen Wissen mit, das im Berliner Politikbetrieb häufig fehlt - etwa wie Unternehmen funktionieren und wie man in dynamischen Märkten schnell Entscheidungen trifft. Wenn sie ihre neue Rolle verantwortungsvoll ausfüllen, ist das ein Vorteil. Wir sollten nicht reflexartig von Verfilzung sprechen, nur weil jemand aus der Wirtschaft kommt. (...)

Experte IfW Kiel

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