Wirtschaftspolitischer Beitrag
Quo vadis, USA?
• Die zweite Präsidentschaft Donald Trumps könnte die Vereinigten Staaten noch tiefer in eine erratische, autoritär geprägte Politik treiben – mit globalen Folgen. Deutschland und Europa dürfen darauf nicht mit Abwarten reagieren, sondern müssen strategisch und entschlossen handeln. Dabei liegt die Unberechenbarkeit Trumps nicht allein an seiner Persönlichkeit, sondern ist strukturell bedingt. Der sogenannte Trumpismus ist keine konsistente Ideologie, sondern ein instabiles Machtbündnis verschiedenster Strömungen – von christlichem Nationalismus über Großmachtchauvinismus bis hin zu technokratischem Oligarchendenken. Diese Koalition bleibt nur durch autoritäre Führungsloyalität und Feindbildmobilisierung zusammen – und produziert damit zwangsläufig erratische Politik.
• Auch ökonomisch drohen massive Verwerfungen. Trumps protektionistische Agenda ist ineffizient und teils bewusst destruktiv angelegt. Besonders gravierend: Die fahrlässige Zoll- und Schuldenpolitik gefährdet die weltweite Rolle des US-Dollars als Reservewährung. Die Welt benötigt momentan aber den Kapitalmarkt der USA, während die USA sich damit einen hohen Konsum finanzieren können. Ein Rückzug globaler Kapitalströme aus den USA würde daher nicht nur der amerikanischen Wirtschaft schaden, sondern auch das internationale Finanzsystem destabilisieren. Erste Anzeichen für einen solchen Vertrauensverlust sind bereits sichtbar.
• Die richtige Reaktion Deutschlands und vor allem Europas auf diese Erratik und Unsicherheit ist gerade kein Attentismus, sondern ein proaktives Umgehen damit. Europa muss unter den Bedingungen einer großmachtpolitisch geprägten Welt selbst zu einer strategischen Großmacht werden – militärisch, ökonomisch und kulturell. Andernfalls droht der politische Bedeutungsverlust in einer zunehmend multipolaren Welt.
• Während bei der militärischen Stärkung erste Schritte erkennbar sind, fehlt es an einer ambitionierten Innovations- und Wachstumspolitik. Besonders kritisch sind die Rückschritte Europas bei Bildung und kulturellem Einfluss: Statt globale Talente anzuziehen, dominierten Abschottungstendenzen und provinzielles Denken – etwa in der deutschen Hochschul- und Steuerpolitik.
• Die vorliegende Analyse zeichnet ein besorgniserregendes Bild der transatlantischen Zukunft: Die USA unter Trumps zweiter Präsidentschaft könnten multilaterale Institutionen weiter schwächen, Europa nicht mehr als Partner, sondern als Rivalen betrachten. Ein nostalgischer Transatlantizismus ist deshalb keine tragfähige Option mehr. Ein Europa, das aus vielen Schweizen besteht, ist nicht überlebensfähig. Nur eine geeinte, gestaltungsfähige europäische Großmacht könnte dem globalen Machtvakuum etwas entgegensetzen. Die politische Existenz Europas steht auf dem Spiel.
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