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Sommerprognose des IfW: Deutsche Konjunktur weiter aufwärtsgerichtet

Die Konjunkturforscher des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) haben heute ihre Sommerprognose vorgestellt. „Die Konjunktur in Deutschland ist weiter aufwärtsgerichtet“, fasst Prof. Stefan Kooths, Leiter des IfW-Prognosezentrums, die Ergebnisse zusammen. Für das laufende Jahr rechnen die Forscher mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent, im kommenden Jahr dürfte sich das Expansionstempo auf 2,1 Prozent beschleunigen. Der private Konsum expandiert weiterhin dynamisch, auch wenn er nicht mehr ganz so rasch zulegen wird wie in den vergangenen Quartalen, da temporär stimulierende Faktoren, wie die realen Kaufkraftzuwächse in Folge des Ölpreisverfalls, allmählich entfallen. Als wichtigste Triebkraft sehen die Forscher im kommenden Jahr den Investitionsaufschwung. Dieser kann sich vor dem Hintergrund der anhaltend günstigen monetären Rahmenbedingungen, allen voran des Niedrigzinsumfeldes, verfestigen. Die Inflation zieht wieder an und wird am Ende des kommenden Jahres wohl bei knapp 2 Prozent liegen, nachdem sie zwischenzeitlich durch den Ölpreisverfall spürbar gedämpft worden war.

Gute Konjunktur kein Ruhekissen für die Politik

Aufgrund der Belebung der Weltkonjunktur und der jüngsten Abwertung des Euro rechnen die Forscher mit einer spürbaren Beschleunigung der Ausfuhren und für deutsche Exporteure mit tendenziell steigenden Weltmarktanteilen. Auch die sich abzeichnende Erholung im Euroraum, dem für Deutschland nach wie vor bedeutendsten Absatzmarkt, wird die Ausfuhren wohl überproportional anregen. Die Einfuhren dürften aufgrund der hohen konjunkturellen Dynamik in Deutschland ebenfalls in deutlich beschleunigtem Tempo zulegen. Die Beschäftigung bleibt laut Prognose des IfW weiter aufwärtsgerichtet, wenngleich die Einführung des Mindestlohns offenbar erste Bremsspuren hinterlassen hat. Die öffentlichen Haushalte erzielen weiterhin Überschüsse, dies ist allerdings vor allem Ausdruck der günstigen Konjunktur und nicht von besonderen Konsolidierungsanstrengungen. „Insgesamt besteht die Gefahr, dass die Wirtschaftspolitik die gute Konjunktur als Ruhekissen auffasst“, so Kooths. „Die günstige Entwicklung der öffentlichen Finanzen ist kein Selbstläufer, daher ist die Finanzpolitik gefordert, die öffentlichen Haushalte auch über den derzeitigen Aufschwung hinaus wetterfest zu machen. Maßnahmen, die die öffentlichen Haushalte belasten und die Wachstumskräfte schwächen, wie die Rente mit 63 oder der gesetzliche Mindestlohn, waren Schritte in die falsche Richtung.“

Konjunkturrisiko Ukraine und Griechenland

Risiken für die deutsche Konjunktur ergeben sich nach Einschätzung der Forscher insbesondere aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld. So könnte eine abermalige Verschärfung der geopolitischen Spannungen rund um den Konflikt in der Ukraine zu einem erheblichen Belastungsfaktor für die Konjunktur werden. Auch ein Staatsbankrott oder Austritt Griechenlands aus der Währungsunion könnte zu beträchtlicher Unsicherheit an den Finanzmärkten führen und so die Konjunktur belasten. „Allerdings haben sich die Risiken sowohl für Deutschland als auch für den übrigen Euroraum, die sich aus diesen Szenarien für Griechenland ergeben würden, in den vergangenen Jahren spürbar verringert. Gefährlich ist der derzeitige Kurs der griechischen Regierung vor allem für Griechenland selbst“, so Kooths.

Weltkonjunktur weiterhin nur mit moderaten Zuwächsen

Die Weltkonjunktur ist laut IfW-Sommerprognose ausgesprochen schwach in das Jahr 2015 gestartet. Zwar wird sich die wirtschaftliche Dynamik im weiteren Verlauf dieses Jahres wieder verstärken und im kommenden Jahr voraussichtlich weiter an Fahrt gewinnen. Der Anstieg der Weltproduktion gerechnet auf Basis von Kaufkraftparitäten wird mit 3,4 Prozent in diesem Jahr aber nochmals recht schwach ausfallen und mit 3,8 Prozent auch im kommenden Jahr eine im historischen Vergleich nur moderate Zunahme der Expansion aufweisen. Kooths: „Beschleunigen wird sich voraussichtlich insbesondere die Konjunktur in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften“. Die insgesamt weiter sehr expansive Geldpolitik dürfte angesichts fortschreitender Entschuldungsprozesse im privaten Sektor zunehmend auf fruchtbaren Boden fallen, vor allem für die Investitionen ist mit einer spürbaren Belebung zu rechnen. Die dadurch hervorgerufene konjunkturelle Belebung dürfe aber nicht über die erheblichen Stabilitätsrisiken hinwegtäuschen, die mit der ultra-expansiven Geldpolitik rund um den Globus verbunden seien. Für die Schwellenländer ist eine deutliche Verstärkung des Produktionsanstiegs hingegen nicht zu erwarten, strukturelle Hemmnisse stehen dem entgegen. In vielen Ländern kommt hinzu, dass die Exporterlöse infolge niedrigerer Rohstoffpreise nachhaltig gesunken sind.

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