IfW Kiel in den Medien
"Das ist kein guter Deal, das ist Appeasement!"
Die EU beugt sich dem Druck von US-Präsident Donald Trump und stimmt Zöllen in Höhe von 15 Prozent zu. Der Handelsökonom Julian Hinz sieht Europa auf dem falschen Weg. Nach Monaten der Verhandlungen im Zollstreit haben sich die EU und die USA auf einen Deal geeinigt. Nun gelten 15 Prozent auf alle Einfuhren in die USA, die Zölle für Stahl- und Aluminiumprodukte bleiben bei 50 Prozent. Julian Hinz, Leiter des Forschungszentrums Handelspolitik am Kiel Institut für Weltwirtschaft, warnt vor den Folgen für deutsche Unternehmen.
DIE ZEIT: Herr Hinz, die USA und die EU haben sich auf 15 Prozent Zölle geeinigt. Ist das ein guter Deal für Europa?
JULIAN HINZ: Das ist kein guter Deal, das ist Appeasement! Wir machen hier etwas, das unsere Kosten kurzfristig minimiert, weil wir dadurch einen Handelskrieg abwenden. Aber langfristig wird das sehr, sehr teuer werden, weil wir damit die Regeln des multilateralen Systems verlassen. Und das ist maßgeblich für unseren Wohlstand in Deutschland und Europa gewesen.
DIE ZEIT: Welche Auswirkungen wird die Einigung für Deutschland konkret haben?
JULIAN HINZ: Wir haben gestern Abend gleich nach der Verkündung schon nachgerechnet. Laut unserem Modell könnte sich das Wachstum hierzulande gegenüber einer Situation ohne Zollstreitigkeiten um 0,15 Prozentpunkte abschwächen. Das ist nicht dramatisch, aber es hilft auch nicht in einer Welt, in der wir ohnehin nur mit einem Wachstum um die null Prozent auskommen müssen. (...)
DIE ZEIT: Hätte sich die EU überhaupt auf den Deal einlassen sollen?
JULIAN HINZ: Es hätte deutlich klügere Strategien gegeben. Zum Beispiel, indem man sich mit ähnlich getroffenen Ländern zusammengetan und gemeinsam reagiert hätte. Dann hätte man eine breite Front gehabt, eine Koalition, und Druck auf die Amerikaner ausüben können. (...)