Statement

Trotz deutlichem Plus im März noch keine Trendwende bei der Industrieproduktion in Sicht

Dr. Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am IfW Kiel, kommentiert die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Industrieproduktion, wonach diese im März um 3,6 Prozent gestiegen ist:

„Die Industrieproduktion hat positiv überrascht. Mit dem Anstieg im März hat die Industrieproduktion das erste Quartal deutlich im Plus abgeschlossen. Damit dürfte das Verarbeitende Gewerbe das erste Mal seit 2 Jahren wieder einen positiven Beitrag zum Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts geleistet haben. Angesichts der massiven Einbußen der vergangenen Jahre bewegt sich die Industrieproduktion aber weiter auf niedrigem Niveau. Zu dem kräftigen Produktionsanstieg im März dürften vorgezogene Lieferungen in die USA beigetragen haben. Eine nachhaltige Trendwende zeichnet sich noch nicht ab. Vielmehr droht der Industrie mit den massiven Zollerhöhungen der USA ein erneuter Rückschlag.

Insgesamt klagen so viele Unternehmen über fehlende Nachfrage, wie zuvor nur in schweren Wirtschaftskrisen. Anders als in früheren Phasen ist die mangelnde Nachfrage aber nicht auf eine schwache Weltkonjunktur zurückzuführen. So hat sich die Weltwirtschaft zuletzt vergleichsweise robust gezeigt, und die Industrieproduktion hat sich in vielen Ländern deutlich besser entwickelt als hierzulande. Vielmehr ist die geringe Nachfrage Folge der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Rasche Besserung ist nicht in Sicht. Immerhin haben sich die Auftragseingänge auf niedrigem Niveau stabilisiert. Auf die Auswirkungen der US-Zollerhöhungen lassen sich aus den bis März vorliegenden Zahlen jedoch noch keine Rückschlüsse ziehen.

Die im April in Kraft getretenen Zollerhöhungen werden die Exporte in die USA spürbar belasten. Entsprechend sind die Exporterwartungen der Unternehmen zuletzt regelrecht eingebrochen. Um den höheren Zöllen auszuweichen, sind Lieferungen in die USA offenbar vorgezogen worden. So sind die Warenausfuhren in die USA im Februar und März deutlich gestiegen. Dadurch stellt sich die wirtschaftliche Lage jedoch lediglich kurzfristig etwas besser dar als sie tatsächlich ist. Die vorgezogenen Lieferungen werden in den kommenden Monaten fehlen. Die negativen gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Zollerhöhungen dürften zwar überschaubar bleiben. Allerdings wird durch die höheren Zölle vor allem die Industrie getroffen und dort sichtbare Bremsspuren hinterlassen. Hinzu kommt, dass die erratische Handelspolitik der USA Unsicherheit schürt und viele Unternehmen dazu veranlassen könnte, Investitionen zurückzustellen. Für die auf die Produktion von Investitionsgütern spezialisierte deutsche Industrie wäre dies ein zusätzlicher Belastungsfaktor.“