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Sommerprognose IfW Kiel: Licht am Ende des Tunnels

Die Talsohle ist jedoch erreicht. „Die Frühindikatoren bestätigen unsere Einschätzung, dass die Industrie nach zweijähriger Talfahrt nun – auf niedrigem Niveau – ihren Boden gefunden hat“, sagt Stefan Kooths, Konjunkturchef des IfW Kiel. „Die gesamtwirtschaftlich nun wieder aufwärts gerichtete Entwicklung ist im Wesentlichen binnenwirtschaftlich getragen. So steigt der private Konsum nach zweijähriger Durststrecke wieder merklicher, und auch die Unternehmensinvestitionen drehen nach und nach ins Plus.“

Insgesamt bleibe die privatwirtschaftliche Dynamik aber für eine Erholungsphase sehr verhalten. Im kommenden Jahr, wenn sich die ungleich größeren finanzpolitischen Spielräume der neuen Bundesregierung zunehmend bemerkbar machen, wird sich das Expansionstempo jedoch merklich erhöhen – allerdings zulasten einer steigenden Neuverschuldung.

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„Die handelspolitischen Risiken bleiben vorerst beträchtlich“, sagt Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel. „Die erratische Zollpolitik der Vereinigten Staaten erhöht weiterhin die Unsicherheit für die deutsche Außenwirtschaft.“ Daneben macht den deutschen Exporteuren aber weiterhin vor allem die deutlich gesunkene Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen.

Exporte schwächeln weiter, privater Konsum legt zu

So dürften die Exporte im laufenden Jahr insgesamt noch einmal um 0,4 Prozent sinken, für 2026 wird mit einem Anstieg um 1,2 Prozent gerechnet. Der private Konsum wird zwar das hohe Tempo zum Jahresauftakt nicht halten, legt aber in beiden Jahren um rund 1 Prozent wieder deutlicher zu.

Nach zweijähriger Talfahrt dürften sich die privaten Ausrüstungsinvestitionen im Jahresverlauf fangen und im kommenden Jahr um 3,5 Prozent zulegen, während der Staat seine Beschaffungen von – vor allem militärischen – Ausrüstungsgütern in beiden Jahren weiterhin kräftig um rund 15 Prozent ausweitet. Auch die Bauinvestitionen legen nach dem Tiefpunkt im Vorjahr wieder merklich zu: Für das laufende Jahr rechnen die Konjunkturforscher mit einem Anstieg der Bauinvestitionen um 1 Prozent, im Jahr 2026 dürfte es sogar einen Zuwachs um 3 Prozent geben.

Rückläufige Arbeitslosenquote, steigende Staatsverschuldung

Mit den verbesserten konjunkturellen Aussichten geht auch eine Belebung auf dem Arbeitsmarkt einher. Zwar wird sich der Anstieg der Arbeitslosenquote zunächst fortsetzen – von 6,0 Prozent im Jahr 2024 auf 6,3 Prozent im laufenden Jahr. 2026 dürfte sie aber auf 6,1 Prozent zurückgehen.

Während die Kernrate der Verbraucherpreise (ohne Energie) sich in beiden Jahren oberhalb der 2-Prozent-Marke bewegt, lassen günstigere Energierohstoffe und fiskalische Maßnahmen die Inflationsrate im kommenden Jahr auf 1,6 Prozent sinken (nach 2,2 Prozent im laufenden Jahr).

Mit der expansiven Finanzpolitik der neuen Bundesregierung steigt auch das Finanzierungsdefizit des Staates im Jahr 2026 auf voraussichtlich 3,5 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt an. Für das laufende Jahr wirken konsolidierende Maßnahmen sowie die vorläufige Haushaltsführung nach, die das Defizit auf 2,1 Prozent sinken lassen (2024: 2,7 Prozent). Der Schuldenstand dürfte von 62,5 Prozent in Relation zum BIP im Jahr 2024 auf 63,9 Prozent im Jahr 2026 zunehmen.

Weltwirtschaft: moderater Zuwachs

Die Weltwirtschaft legt laut Prognose des IfW Kiel im laufenden und kommenden Jahr mit 2,9 Prozent deutlich langsamer zu als in den vergangenen Jahren. Dabei wird vor allem die Dynamik in den Vereinigten Staaten spürbar an Fahrt verlieren und die Konjunktur in China  ohne Schwung bleiben. Hingegen dürfte sich die Wirtschaft in Europa leicht beleben.