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Nachruf auf Gerhard Fels

Gerhard Fels folgte 1969 seinem Lehrer und Kiel Institut-Leiter Herbert Giersch aus Saarbrücken nach Kiel und wurde 1971 von Giersch mit der Leitung der zentralen Forschungsabteilung I betraut. 1976 wurde er zum Stellvertreter von Herbert Giersch bestellt. Beide Funktionen behielt Gerhard Fels bis zu seinem Wechsel 1983 nach Köln als Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft. Bereits in den sechziger Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stab des Sachverständigenrats tätig, wurde er 1976 in den Sachverständigenrat berufen, dem er bis 1982 angehörte. Als Honorarprofessor lehrte Gerhard Fels von 1974–1985 an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Mit der Persönlichkeit von Gerhard Fels verbindet das Kiel Institut eine wissenschaftlich wie wirtschaftspolitisch außerordentlich produktive und in der nationalen wie internationalen Öffentlichkeit anerkannte Phase seiner Geschichte. Der Sonderforschungsbereich 86 „Weltwirtschaft und internationale Wirtschaftsbeziehungen“, der die Arbeit des Instituts über ein Jahrzehnt lang prägte und auch dank vieler ausländischer Forscher in der Abteilung von Gerhard Fels an die Qualität der internationalen Forschung heranbrachte, hatte in ihm eine wichtige Triebkraft. Im Zentrum seiner Forschung lag die Analyse des durch den internationalen Handel und den technologischen Fortschritt herbeigeführten Wandels in der Sektorstruktur der Wirtschaft fortgeschrittener Industrieländer, darunter Deutschland, und die Konsequenzen für die Gestaltung einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik. Die viel beachteten Untersuchungen zur Protektion und Branchenstruktur der deutschen Wirtschaft, an denen er maßgeblich beteiligt war, zeigten klar die Notwendigkeit auf, sich dem durch die aufstrebenden Schwellenländer verursachten Wettbewerbsdruck im Standortwettbewerb mit Marktöffnung und Strukturanpassung zu stellen, anstatt sich ihm durch Protektionismus entziehen zu wollen. Kontroversen mit betroffenen Branchenvertretern und der Politik ging er nie aus dem Wege. Dass die deutsche Wirtschaftspolitik spät, aber nicht zu spät die Qualität seiner Diagnosen und Empfehlungen erkannte, zeigt sich daran, dass lange nach seinem Weggang nach Köln die sogenannte Strukturberichterstattung zu den Eckpfeilern von Forschung und Beratung des Instituts gehörte. Gerhard Fels hatte daran auch nach 1983 weiter aktiven Anteil und förderte von Köln aus die Zusammenarbeit mit dem Kieler Institut. International wurde ihm Anerkennung für seine Arbeit am Institut dadurch gezollt, dass er von 1978 bis 1982 erster deutscher Vertreter im „Committee for Development Planning“ der UN war.
Viele Kiel Institut-Mitarbeiter verdanken Gerhard Fels Förderung und Weiterentwicklung ihrer beruflichen Karriere in der Wissenschaft, der Wirtschaftspolitik und der Wirtschaft. Auf Ko-Autorenschaften mit Jüngeren, zu seiner Zeit alles andere als selbstverständlich, legte er ebenso großen Wert wie auf eine inspirierende und kollegiale Arbeitsatmosphäre in seinem Umfeld bis hin zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten.
Unser tiefes Mitgefühl für den Verlust einer großen Persönlichkeit gilt seiner Familie und seinen Freunden.
Das Kiel Institut für Weltwirtschaft wird in großer Dankbarkeit für sein Lebenswerk das Andenken an Gerhard Fels in Ehren halten.
Im Namen von
Moritz Schularick, Rolf J. Langhammer und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kiel Instituts für Weltwirtschaft.