Statement
Deutsches BIP in Q4: „Deutsche Wirtschaft strauchelt“

Dr. Nils Jannsen, Federführung Konjunktur Deutschland am IfW Kiel: „Die deutsche Wirtschaft strauchelt und steht ganz im Schatten der Industrierezession. Maßgeblich hierfür sind einbrechende Ausrüstungsinvestitionen sowie ein schwaches Auslandsgeschäft, was nicht nur die Industrie belastet, sondern zunehmend auch auf die unternehmensnahen Dienstleistungen durchschlägt. Angesichts der sehr schwachen Dezemberzahlen bei Auftragseingängen und Produktion dürfte diese Schwächephase vorerst andauern. Somit wird das Bruttoinlandsprodukt auch im ersten Quartal keine großen Sprünge machen. Bestenfalls in der zweiten Jahreshälfte ist wieder mit einer Belebung in der Industrie und damit auch gesamtwirtschaftlich zu rechnen.
Mittlerweile drohen zusätzliche Belastungen aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld, bereits im vierten Quartal waren die Exporte leicht rückläufig. Die Ausbreitung des Corona-Virus droht auch wirtschaftlich weitaus negativere Auswirkungen zu haben, als zunächst erwartet. Dies belastet nicht nur deutsche Absatzmärkte, sondern auch die heimische Produktion, da asiatische Zulieferbetriebe nicht wie geplant arbeiten können und Lieferketten unterbrochen sind. Dies könnte letztlich das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2020 ins Minus drücken.
Sofern der US-Präsident nach der Einigung mit China nun den hohen Handelsüberschuss der EU und vor allem Deutschlands ins Visier nimmt, könnte eine erhöhte Unsicherheit über die künftigen Handelsbeziehungen mit den USA der Investitionszurückhaltung neue Nahrung geben und mittelfristig zu weiteren Produktionsverlagerungen führen.“