nordwärts-Dashboard
Über das nordwärts-Dashboard
Das nordwärts-Dashboard umfasst eine ständig aktualisierte Sammlung wirtschaftlicher Kennziffern zu Schleswig-Holstein und zu den nordischen Staaten Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland. Für Schleswig-Holstein wird ein breites Spektrum an Daten präsentiert, das die unterschiedlichen Facetten der schleswig-holsteinischen Wirtschaft abbildet. Dazu gehören die Entwicklung von Wirtschaftskraft und Wachstum, die sektorale Strukturentwicklung, Veränderungen im Unternehmensbestand, die Lage auf dem Arbeitsmarkt, der Verlauf des Tourismusjahrs sowie die Exportsituation. Für die nordischen Staaten wird die aktuelle Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreisen und Arbeitslosigkeit dargestellt.
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Schleswig-Holstein
Am aktuellen Rand des Jahres 2023 betrug das Pro-Kopf-Einkommen Schleswig-Holsteins, gemessen als Bruttoinlandsprodukt je Einwohner, 82 Prozent des deutschen Durchschnitts. Während der Corona-Jahre 2020 bis 2022 war dieser Indikator für die Wirtschaftskraft Schleswig-Holsteins auf Werte zwischen 83 und 84 Prozent gestiegen, nachdem er zuvor schon auf 82 Prozent geklettert war. Hier profitierte das Land von seiner relativen Industriearmut: Der industrielle Abschwung vor Corona traf das Land nicht so stark wie die industriereicheren Bundesländer. Im Corona-Jahr 2020 war Schleswig-Holstein von der industriellen Schrumpfung ebenfalls weniger betroffen. Der nachfolgende industrielle Aufschwung ließ das Pendel dann wieder in die andere Richtung ausschlagen — von der „Normalisierung“ profitierte Schleswig-Holstein nur wenig.
Die Entwicklung des relativen Pro-Kopf-Einkommens war bereits im Verlauf der neunziger Jahre rückläufig, der Zuwachs der Wirtschaftsleistung blieb hinter der Entwicklung in Deutschland insgesamt zurück. Dieser Prozess war nicht von größeren Sprüngen geprägt, sondern er war das Ergebnis eines allmählichen Erosionsprozesses — ein Aufholprozess kam nicht zustande, es blieb bei einer Bodenbildung. Während das schleswig-holsteinische Pro-Kopf-Einkommen in den frühen neunziger Jahren noch nahe am deutschen Durchschnitt lag, entwickelte es sich in der Folgezeit nur noch unterdurchschnittlich und sank auf eine Talsohle um 80 Prozent. Auch im Vergleich zu den anderen Alt-Bundesländern fiel Schleswig-Holstein zurück.
Im Bundesländervergleich des Jahres 2023 nimmt Schleswig-Holstein mit einem relativen Pro-Kopf-Einkommen von 82 Prozent einen hinteren Platz ein. Es liegt wie schon zu Beginn der 90er Jahre vor den fünf ostdeutschen Flächenländern, die aber im Verlauf der Jahrzehnte näher herangerückt sind. Dafür haben die westdeutschen Flächenländer Saarland und Rheinland-Pfalz nur einen geringen Vorsprung vor Schleswig-Holstein.
Am aktuellen Rand des Jahres 2023 ist das reale schleswig-holsteinische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,8 Prozentpunkte stärker als das deutsche BIP geschrumpft — einem Minus von 1,1 Prozent stand ein Minus von 0,3 Prozent gegenüber. Bei der Betrachtung des Durchschnittswachstums in den letzten 5 Jahren zeigt sich jedoch kaum ein Wachstumsunterschied zwischen Schleswig-Holstein und Deutschland insgesamt. Das vergleichsweise gute Abschneiden in den Jahren 2019 und 2020 ist auf den sektoralen Mix der schleswig-holsteinischen Wirtschaft zurückzuführen: Aufgrund des relativ geringen Gewichts des Verarbeitenden Gewerbes in Schleswig-Holstein traf der industrielle Abschwung im Jahr 2019 das Land weniger stark. Auch die nachfolgende Corona-Krise, die sich zu Beginn besonders im Verarbeitenden Gewerbe bemerkbar machte, richtete einen geringeren wirtschaftlichen Schaden in Schleswig-Holstein an. Zudem erwies sich der schleswig-holsteinische Industriemix mit einem größeren Anteil „medizinischer Erzeugnisse“ im ersten Corona-Jahr als vorteilhaft, ebenso war das Wachstum des relativ stark vertretenen Baugewerbes von Vorteil. Von der nachfolgenden industriellen Erholung in Deutschland konnte das Land hingegen entsprechend weniger profitieren.
Im Bundesländervergleich des Jahres 2023 lag Schleswig-Holstein beim realen Wirtschaftswachstum mit einem Wert von minus 1,1 Prozent auf einem hinteren Platz. Insbesondere bei kleineren Bundesländern mit einem schmalen wirtschaftlichen Fundament haben Sondereffekte und Branchenkonjunkturen einen größeren Effekt als etwa in den wirtschaftsstarken Bundesländern im Süden — die Ausschläge nach oben und unten sind relativ groß. Dies zeigt sich am Beispiel Rheinland-Pfalz, das in den Vorjahren noch zweistellig wuchs und zuletzt mit minus 4,9 Prozent erheblich schrumpfte. Hier macht sich insbesondere eine pandemiebedingte Sonderkonjunktur in der Pharmazeutischen Industrie bemerkbar. Am aktuellen Rand des ersten Halbjahres 2024 erscheint Schleswig-Holstein als ein Gewinner: Während in Deutschland insgesamt das reale BIP im Vorjahresvergleich um 0,2 Prozent zurückging, verzeichnete Schleswig-Holstein ein Wachstum von 1,1 Prozent und lag damit auf Platz 3 im Bundesländer-Ranking. Hier macht sich vor allem der industrielle Abschwung im ersten Halbjahr bemerkbar, in dem relativ industrieschwache Bundesländer von Wachstumsimpulsen aus dem Dienstleistungsbereich profitierten, während die industriestarken Länder im Süden schrumpften.
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsstruktur weicht deutlich vom deutschen Muster ab, wie die sektoralen Anteile an der Bruttowertschöpfung zeigen. Das Land hat am aktuellen Rand des Jahres 2023 einen größeren Agrarsektor (plus 0,6 Punkte), ein größeres Baugewerbe (plus 1,0 Punkte) sowie einen größeren Dienstleistungssektor (plus 2,6 Punkte). Wesentlich geringer ist hingegen der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes in Schleswig-Holstein (minus 6,2 Punkte). Bei den dominanten Dienstleistungen gibt es zudem deutliche Unterschiede: Der mit einem Anteil von 26,5 Prozent größte Bereich „Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte“ ist um 4,5 Punkte größere als im deutschen Durchschnitt, der nächstgrößere und besonders produktive Dienstleistungsbereich „Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister; Grundstücks- u. Wohnungswesen“ ist hingegen um 2,5 Punkte kleiner, während der drittgrößte und insgesamt weniger produktive Dienstleistungsbereich „Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ wiederum um 0,5 Punkte größer ist und dabei vom „Handel“ dominiert wird.
Nach den vorläufigen Berechnungen hat der gewichtige Dienstleistungssektor Schleswig-Holsteins anders als im deutschen Durchschnitt maßgeblich zur Schrumpfung der realen Bruttowertschöpfung in Höhe von 0,9 Prozent im Land beigetragen. Die Dienstleistungen schrumpften um 0,6 Prozent, wobei dieses Minus auf den nicht weiter aufgeschlüsselten Bereich „Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ zurückzuführen war, dessen Bruttowertschöpfung um 3 Prozent zurückging. Der vergleichsweise deutliche Rückgang um 1,2 Prozent im relativ stark vertretenen Baugewerbe kann ebenfalls die größere Schrumpfung in Schleswig-Holstein miterklären. Der geringe Rückgang im Verarbeitenden Gewerbe, der fast dem Bundesdurchschnitt entsprach, spielte keine große Rolle, ebenso wenig wie die starke Schrumpfung im Agrarsektor, der nur einen sehr kleinen Anteil an der Bruttowertschöpfung des Landes hat. Am aktuellen Rand des ersten Halbjahrs 2014 profitiert Schleswig-Holstein hingegen von der industriellen Flaute und relativ starken Dienstleistungen.
Die Zahl der Insolvenzverfahren ist in Schleswig-Holstein im Jahr 2023 erstmals nach Corona wieder gestiegen, mit 32 Prozent deutlich über dem deutschen Durchschnitt. Allerdings wurde das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 noch nicht wieder erreicht. Dies Entwicklung kann aber nicht überraschen: In den Corona-Jahren 2020 und 2021 war die Insolvenzantragspflicht für überschuldete und zahlungsunfähige Unternehmen teilweise ausgesetzt und wurde erst schrittweise wieder eingeführt. Durch diese Maßnahme und durch „Corona-Hilfen“ sollten im Kern überlebensfähige Unternehmen auch in Schleswig-Holstein vor dem Marktaustritt bewahrt werden — die Schattenseite dieser Maßnahmen zeigte sich in einem geringeren Gläubigerschutz und dem Verbleib gescheiterter „Zombie-Unternehmen“ im Markt. In der Vergangenheit war die Zahl der Insolvenzen in Schleswig-Holstein in Krisenzeiten immer gestiegen, sei es währen der Wirtschaftskrise in den frühen 2000er Jahren oder der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008 bis 2010. In den nachfolgenden Aufschwungjahren war die Zahl der Insolvenzen in Schleswig-Holstein und Deutschland hingegen rückläufig. Bis zum aktuellen Rand des Oktober 2024 lag die Zahl der Insolvenzverfahren in Schleswig-Holstein um mehr als 24 Prozent über dem Vorjahresniveau — dies spricht für eine Trendwende, zumal im Oktober die Insolvenzen sprunghaft anstiegen. Damit liegt der Anstieg der Insolvenzverfahren in Schleswig-Holstein mittlerweile leicht über dem Bundesdurchschnitt: Für Deutschland insgesamt betrug der Anstieg im Vorjahresvergleich weniger als 24 Prozent.
Der Gewerbebestand hat sich in Schleswig-Holstein seit den 2000er Jahren durchweg positiv entwickelt. Die Gewerbeanmeldungen waren durchweg höher als die Gewerbeabmeldungen. Dies war selbst in Krisenzeiten der Fall. Allerdings muss bei der Bewertung dieser Entwicklung beachtet werden, dass diese Globalzahlen keine Aussagen zur Qualität der Gewerbeentwicklung erlauben und dass gerade in Krisenzeiten eine „Flucht in die Selbstständigkeit“ zu beobachten ist, die häufig mit einer prekären Einkommen- und Arbeitssituation verbunden ist. Am aktuellen Rand von Januar bis November 2024 lag der Saldo der kumulierten Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen weiterhin im positiven Bereich, aber er war um fast 35 Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum. Hier zeichnet sich ebenfalls ein Negativtrend ab.
Auch im Jahr 2023 ist die Beschäftigung in Schleswig-Holstein weitergewachsen. Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung war zwar nur ein sehr flacher Anstieg zu verzeichnen, doch bis September wurde eine Rekordbeschäftigung von 1,065 Millionen Beschäftigten erreicht. Bis Dezember 2023 sank die Beschäftigung zwar saisonal bedingt auf 1,057 Millionen Beschäftigte, sie erreichte damit allerdings für einen Dezember einen neuen Höchststand. Der Zuwachs von 1,6 Prozent im Vorjahresvergleich bewegt sich knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Im gesamten Beobachtungszeitraum von 2008 bis 2023 war der schleswig-holsteinische Beschäftigungsanstieg von fast 28 Prozent jedoch um etwa 3 Punkte höher als der gesamtdeutsche Anstieg. Für die im Nebenjob geringfügig Beschäftigten ist im gesamten Beobachtungszeitraum sogar ein Anstieg um mehr als 77 Prozent auf fast 153.000 zu beobachten, während bei den ausschließlich geringfügigen Beschäftigten ein deutlicher Rückgang um nahezu 16 Prozent auf etwa 115.000 zu verzeichnen ist. Diese gegenläufigen Trends bei den geringfügig Beschäftigten sind auch in Deutschland insgesamt festzustellen. Offensichtlich sieht eine wachsende Zahl von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten eine ergänzende Einkommensquelle als wünschenswert bzw. notwendig an.
Nach der umfassenden Erwerbstätigkeitsrechnung ist die Zahl der Erwerbstätigen in Schleswig-Holstein seit dem Jahr 2000 bis zum Jahr 2023 auf ein Rekordniveau von fast 1,47 Millionen im Jahresdurchschnitt gestiegen. Dies bedeutet einen Anstieg um 14,4 Prozent, was nahe am Bundesdurchschnitt von knapp 15 Prozent liegt. Im Jahr 2023 betrug der Anstieg im Vorjahresvergleich 0,6 Prozent, was wiederum nahe am Bundesdurchschnitt liegt. Ein weniger dynamisches Bild zeigt sich jedoch, wenn die Entwicklung des Arbeitsvolumens in Gestalt der geleisteten Arbeitsstunden betrachtet wird. Das Arbeitsvolumen wuchs im Zeitraum von 2000 bis 2023 zwar ebenfalls, es blieb jedoch mit einem Anstieg um 5,4 Prozent deutlich hinter der Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen zurück — am aktuellen Rand des Jahres 2023 lagt der Anstieg nahe Null — im Vergleich zu Deutschland gibt es hier kaum Unterschiede. Entsprechend dieser auseinanderlaufenden Entwicklung von Erwerbstätigen und geleisteten Arbeitsstunden sind die Arbeitsstunden pro Kopf gesunken. Bei dieser Kennziffer beträgt der Rückgang von 2000 bis 2023 in Schleswig-Holstein 7,8 Prozent, am aktuellen Rand im Vorjahresvergleich steht ein Minus von 0,5 Prozent. Im Beobachtungszeitraum war in Deutschland insgesamt diese Entwicklung mit einem Minus von 8,4 Prozent sogar noch ausgeprägter.
Die 2000er Jahre sind von einem Rückgang der ursprünglich hohen Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein gekennzeichnet. Im Jahr 2005 hatte die Arbeitslosenquote noch einen Rekordwert von 11,6 Prozent erreicht, danach ging die Quote sukzessive bis zum Jahr 2023 in den 5 Prozent-Bereich zurück. Anfänglich sorgten die Hartz-Reformen für eine Belebung des Arbeitsmarkts, nach der Wirtschafts- und Finanzkrise schlugen sich die Aufschwungjahre in einer bis zur Corona-Krise sinkenden Arbeitslosigkeit nieder. Die Entwicklung auf dem schleswig-holsteinischen Arbeitsmarkt folgte dabei dem allgemeinen Deutschland-Trend. Der Anstieg der Arbeitslosenquote im ersten Corona-Jahr 2020 in Richtung 6 Prozent war nur von kurzer Dauer — hier wirkten Kurzarbeit und die allmähliche Wiederherstellung der Lieferketten dämpfend. Die Wachstumsschwäche der schleswig-holsteinischen Wirtschaft im Jahr 2023 spiegelte sich nur verhalten auf dem Arbeitsmarkt wider, der Anstieg auf 5,5 Prozent war moderat. Allerdings scheint mit den Industrie-, Corona-, Ukraine- und Energiekrisen der letzten Jahre der langanhaltende Abwärtstrend bei der Arbeitslosenquote, wie in Deutschland insgesamt, gebrochen zu sein. Im Jahr 2024 setzte sich diese Entwicklung fort: Im Verlauf des Jahres blieb die Arbeitslosenquote zwar unter 6 Prozent, am aktuellen Rand des Dezembers 2024 stieg die Arbeitslosenquote in Schleswig-Holstein im Vergleich zum Vormonat aber um 0,1 Punkte auf 5,8 Prozent. Damit lag sie im Vorjahresvergleich um 0,2 Punkte höher, was einem Anstieg der Arbeitslosenzahl um 5320 Personen entspricht. Dennoch blieb die Arbeitsmarktlage in Schleswig-Holstein auch im Dezember leicht besser als im Bundesdurchschnitt: In Deutschland betrug die Dezember-Quote 6 Prozent, der Anstieg im Vorjahresvergleich betrug 0,3 Punkte.
Für das Gesamtjahr 2024 ergibt sich für Schleswig-Holstein eine Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent und damit ein erneut moderater Anstieg um 0,2 Prozentpunkte bzw. 4375 Arbeitslose im Vergleich zum Vorjahr 2023. Hingegen lag im Durchschnitt des Jahres 2024 die deutsche Arbeitslosenquote bei 6 Prozent nach 5,7 Prozent im Jahr 2024. Das bedeutet, dass auch 2024 die Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein unter dem Bundesdurchschnitt geblieben ist.
Bei der Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein muss zwischen den beiden Rechtskreisen differenziert werden: Der kleinere Anteil entfällt auf Bezieher von Arbeitslosengeld 1 im Rechtskreis SGB III, die häufig nur vorübergehend arbeitslos sind, aber wo sich Krisen zuerst niederschlagen, wenn keine Dämpfung über Kurzarbeit oder andere staatlichen Hilfen erfolgt. Hier ist die Quote seit 2016 relativ konstant bei knapp 2 Prozent geblieben — bis auf einen Corona-Ausschlag, der sich auch in der Gesamtarbeitslosenquote zeigte. Es dominiert weiterhin die Arbeitslosigkeit von Bürgergeldbeziehern im Rechtskreis SGB II (früher „Hartz IV“), die eher langfristiger Natur ist und größere Anstrengungen bei der Reintegration in den Arbeitsmarkt erfordert. Allerdings war bei diesem Teil der schleswig-holsteinischen Arbeitslosigkeit über die Jahre ein Rückgang aus dem 5-Prozent-Bereich in Richtung der 3 Prozent zu beobachten. Dieser Trend wurde durch die Krisen gebrochen, am aktuellen Rand ist eine Bewegung in den 4-Prozent-Bereich erkennbar. Im Verlauf des Jahres 2024 blieb die schleswig-holsteinische SGB II-Arbeitslosigkeit knapp unter 4 Prozent. Im Dezember lag sie mit 3,8 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von 3,9 Prozent —bei einem Plus von 2690 Arbeitslosen bzw. 0,1 Punkten über dem Vorjahresniveau. Fast gleichstark war der Anstieg der schleswig-holsteinischen SGB III-Arbeitslosigkeit um 2620 Personen im Dezember-Vergleich, damit lag die Quote in Höhe von 2 Prozent um 0,1 Punkte über der des Dezember 2023. In Deutschland insgesamt war die SGB III-Quote im Dezember 2024 allerdings um 0,2 Punkte höher im Vorjahresvergleich.
Für das Gesamtjahr 2024 lag die SGB II-Arbeitslosenquote in Schleswig-Holstein mit 3,8 Prozent um 0,1 Punkte über der Quote des Vorjahres und blieb damit weiterhin auch 0,1 Punkte unter dem Bundesdurschnitt. Der Anstieg der schleswig-holsteinischen SGB III-Arbeitslosenquote war mit 0,2 Punkten auf 2 Prozent im Jahr 2024 höher, was die schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung widerspiegelt. Auch hier blieb der Abstand zum höheren Bundesdurchschnitt bei 0,1 Punkten.
Auf der Kreisebene zeigt sich am aktuellen Rand des Jahres 2024 eine breite Streuung der Arbeitslosigkeit von 8,6 bis 4,2 Prozent — anders als im Jahr 2023 hatte kein Kreis eine Quote von unter 4 Prozent. Die höchsten Quoten wiesen unverändert die vier kreisfreien Städte mit Neumünster als Spitzenreiter auf, in absoluten Zahlen ragten dabei die bevölkerungsreichen Städte Kiel und Lübeck hervor. Bei der absoluten Zahl der Arbeitslosen folgten die Kreise Pinneberg und Segeberg. Die geringste Quote wies wie im Jahr 2023 auch im Jahr 2024 Stormarn auf, allerdings war hier der Zuwachs bei der Arbeitslosenquote mit mehr als 10 Prozent am größten. Bei den Zuwächsen folgten Pinneberg Dithmarschen und Flensburg, wo sich die Zuwächse jedoch auf den 5 Prozent-Bereich beschränkten.
Die Arbeitslosigkeit in Kiel, Lübeck und Neumünster war 2024 nach wie vor in besonderen Maß von der langfristen SGB II-Arbeitslosigkeit geprägt — mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent —, was auch auf die Sozialstrukturen in den kreisfreien Städten zurückzuführen ist. In den anderen Kreisen dominierte ebenfalls der Anteil der SGB II-Arbeitslosen, die in der Regel schwerer als SGB III-Arbeitslose für den ersten Arbeitsmarkt mobilisiert werden können. Durch den größeren Anstieg der SGB III-Arbeitslosigkeit ergab sich allerdings auch auf Kreisebene durchgehend ein geringerer SGB II-Anteil als im Jahr zuvor. Wenn die weiter gefasste Unterbeschäftigung betrachtet wird — also Arbeitslose und Personen in Maßnahmen der Arbeitsförderung — ergaben sich in den kreisfreien Städten im Jahr 2024 Unterbeschäftigungsquoten zwischen 10 und 11 Prozent und damit Differenzen zu den Arbeitslosenquoten von mehr als 2 Prozentpunkten. Diese Unterschiede waren in den anderen Kreisen mit Differenzen unter zwei Punkten weniger stark ausgeprägt.
Der Tourismus in Schleswig-Holstein war von der Corona-Krise und den damit verbundenen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit hart getroffen. Im ersten Corona-Jahr 2020 summierten sich die Verluste auf fast 20 Prozent der Übernachtungen im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 auf. Die zeitweisen Lockerungen sorgten wenigstens für eine Verlustbegrenzung, insbesondere in der Hauptreisezeit. Auch im zweiten Corona-Jahr 2021 gab es Übernachtungsverluste, die sich bis zum Ende des Jahres immer noch auf 10 Prozent summierten. Die Öffnungspolitik der Landesregierung führte damit allerdings zu geringeren Verlusten als im Jahr zuvor. Hingegen stand das Jahr 2022 deutlich im Zeichen der Erholung von der Pandemie. Ohne wesentliche Einschränkungen konnte erstmals wieder das wichtige Ostergeschäft realisiert werden und über den gesamten Jahresverlauf bewegten sich die Übernachtungszahlen über dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019, sodass am Jahresende ein Zuwachs von mehr als 4 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 verbucht werden konnte.
Mit einem nochmals höheren Zuwachs von fast 6 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 schloss das Jahr 2023 ab, jedoch war eine gleichmäßigere Auslastung der Kapazitäten über das Jahr weiterhin nicht zu beobachten. Im Verlauf des Jahres 2024 bewegten sich die Übernachtungszahlen erneut über dem Vor-Corona-Niveau. Dabei führten die relativ frühen Osterferien in den bevölkerungsreichen Bundesländern im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 zu Schwankungen der kumulierten Übernachtungszahlen. Bis Mai 2024 war die Zahl der Übernachtungen dennoch um fast 112.000 höher als im Vorjahreszeitraums. Der Sommer 2024 startete allerdings relativ schwach, ehe durch einen starken August der entstandene Rückstand zum Vorjahr verringert werden konnte. Bis Oktober stieg das Übernachtungsplus gegenüber dem Vor-Corona-Zeitraum weiter an, aber das Niveau des Vorjahres konnte nicht erreicht werden. Damit zeigen die bisher verfügbaren Zahlen auch für 2024 ein deutliches Übernachtungsplus gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019, aber ein neuer Übernachtungsrekord kristallisiert sich nicht heraus.
Schleswig-Holstein gehört zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern zu den beiden Bundesländern mit der höchsten Tourismusintensität, so auch am aktuellen Rand des Jahrs 2023 und während der Corona-Jahre. Schon im Jahr 2022 überstieg die Zahl der Übernachtungen mit 37,5 Millionen den Vor-Corona-Wert von 36 Millionen Übernachtungen deutlich. Im Jahr 2023 gab es nochmals eine Steigerung auf 38 Millionen Übernachtungen in Schleswig-Holstein.
Im Jahr 2023 waren die Niederlande und Belgien, gefolgt von den Vereinigten Staaten, die Haupthandelspartner Schleswig-Holsteins. Auf die 10 größten Zielländer für schleswig-holsteinische Exporte entfielen 63 Prozent des Gesamtexports. Die Struktur der Haupthandelspartner Schleswig-Holsteins weicht nicht grundlegend von der Struktur Deutschlands insgesamt ab. Doch es gibt Unterschiede: Der intensivere Handel mit dem Nachbarn Dänemark; der schwächer ausgeprägte Handel mit China; die hohe Volatilität aufgrund der schmalen Exportbasis infolge der Industrieschwäche des Landes. Branchenkonjunkturen und einzelne Großaufträge spiegeln sich in der Exportbilanz Schleswig-Holsteins unmittelbar wider, beispielsweise wenn U-Boote nach Singapur geliefert werden. Hinzu kommt der landesspezifische Industriemix mit einem relativ hohen Anteil der weniger exportorientierten Nahrungs- und Futtermittelbranche, einer kaum vorhandenen Automobilindustrie, die für Deutschland ein Exportmotor ist, und dann wieder das Vorhandensein von exportintensiven Branchen, wie der Pharmaindustrie oder der Medizintechnik. Im ersten Halbjahr 2024 hat sich an dieser Struktur nichts Grundlegendes geändert — statt Singapur zählte Spanien zu den TOP 10-Handelspartnern, die ansonsten unverändert blieben. Hier kann schon ein einzelner Großauftrag einen Unterschied machen.
Die Verdopplung der schleswig-holsteinischen Exportquote seit den 1990er Jahren auf mehr als 24 Prozent im Jahr 2023 ist Folge der Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen, die auch in Schleswig-Holstein den Außenhandel prägt. Allerdings relativiert sich der Globalisierungserfolg des Landes durch den Vergleich mit der Exportentwicklung in Deutschland insgesamt. Hier fand auf einem wesentlich höheren Ausgangsniveau ebenfalls eine Verdoppelung statt. Die deutsche Exportquote stieg von etwa 20 auf fast 39 Prozent am aktuellen Rand. Allerdings bedeutet die Entwicklung am aktuellen Rand sowohl für Schleswig-Holstein als auch für Deutschland insgesamt einen Rückgang der Exportintensität.
Nordische Staaten
Schweden
BIP:
Nach einer Stagnation im zweiten Quartal nahm die gesamtwirtschaftliche Produktion in Schweden im dritten Quartal 2024 um 0,3% zu. Damit ist es zwar nicht zu dem nach der ersten Schätzung des statistischen Amtes ausgewiesenen Rückfall in die Rezession gekommen, die wirtschaftliche Dynamik ist aber nach wie vor gering. Angesichts einer wieder gelockerten Geldpolitik dürfte sich die Konjunktur im kommenden Jahr allmählich weiter erholen.
Inflation:
In Schweden liegt die Inflationsrate seit August unter dem Inflationsziel von 2%. Im November verharrte sie erneut bei 1,6%. Die Kernrate der Inflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) ist aber mit rund 2,5% immer noch erhöht.
ALQ:
Die Arbeitslosigkeit stieg in Schweden seit dem Sommer 2022 in der Tendenz an. Im März 2024 erreichte sie mit 8,6% den höchsten Wert seit September 2021. Zuletzt sank sie wieder leicht. Im November lag sie bei 8,3%.
Norwegen
BIP:
Das norwegische Bruttoinlandsprodukt sank im dritten Quartal 2024 um 1,8%. Der Rückgang folgte einem ähnlich kräftigen Anstieg im Quartal zuvor. Der Verlauf des norwegischen Bruttoinlandsprodukts wird stark durch die Schwankungen der Aktivität im Öl- und Gassektor geprägt. In der übrigen Wirtschaft ("Mainland GDP") legte die Produktion hingegen sogar beschleunigt zu.
Inflation:
Der Rückgang der Inflationsrate in Norwegen vollzieht sich nur langsam. Nach einem deutlichen Rückgang im Frühjahr bis auf 2,6% sank im Sommer nicht weiter. Zuletzt gab sie aber wieder nach und lag im November bei 2,4%. Die Kernrate ohne die stark schwankenden Preise von Energie und Nahrungsmitteln stieg im November wieder auf 3%.
ALQ:
Die Arbeitslosenquote in Norwegen ging im Verlauf des Jahres 2024 in der Tendenz leicht zurück. Im November lag sie bei 3,7%. Sie ist zwar noch etwas höher als im Jahr 2022, im historischen Vergleich gleichwohl moderat.
Finnland
BIP:
Die finnische Wirtschaft löst sich allmählich aus der Rezession. Im dritten Quartal 2024 legte das Bruttoinlandsprodukt um 0,4% zu. Dies war der dritte Anstieg in Folge, nachdem im zweiten Halbjahr 2023 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen war und für das Gesamtjahr 2023 eine Abnahme der Wirtschaftsleistung um 1,2% zu Buche stand. Für 2024 ist im Jahresdurchschnitt zwar nochmals ein Rückgang zu erwarten, allerdings steigt die Produktion im Verlauf deutlich und 2025 dürfte die Erholung auch in der Jahresrate sichtbar sein.
Inflation:
Die Inflationsrate in Finnland ist ausgehend von einem Höchststand von 9,1% (Dezember 2022) rasch gesunken. Seit dem Sommer 2024 liegt sie nur noch bei 1% und damit sogar unter der Zielmarke der EZB von 2%. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) stieg in Finnland allerdings zuletzt wieder an und lag im Oktober wieder bei 2,6%.
ALQ:
Die Rezession hat am finnischen Arbeitsmarkt ihre Spuren hinterlassen. Die Arbeitslosenquote (standardisiert nach Eurostat) stieg im Verlauf des Jahres 2023 deutlich an. Trotz der konjunkturellen Belebung ist eine Trendwende noch nicht eingetreten; die Arbeitslosigkeit stieg auch im zweiten Halbjahr 2024 in der Tendenz weiter leicht an.
Dänemark
BIP:
Das Bruttoinlandsprodukt in Dänemark stieg im dritten Quartal 2024 mit 0,9% erneut kräftig. Maßgeblich war ein neuerlicher deutlicher Anstieg der Aktivität im Verarbeitenden Gewerbe, vor allem in der Pharmaindustrie. Wenige große, international agierende Unternehmen in diesem Wirtschaftsbereich beeinflussen seit einiger Zeit die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Dänemark stark. Vor allem deshalb dürfte der Zuwachs im gesamten Jahr 2024 mit rund 3% deutlich über dem Durchschnitt in der EU (0,9%) liegen, und auch für 2025 ist ein vergleichsweise kräftiger Anstieg zu erwarten.
Inflation:
In Dänemark ist die Phase erhöhter Inflation ausgestanden. Seit dem September 2023 liegt die Inflationsrate (mit der Ausnahme eines Monats) unter 2%. Im Oktober und November 2024 betrug sie 1,6%.
ALQ:
Die Arbeitslosigkeit in Dänemark ist zwar nach wie vor historisch niedrig, sie steigt aber ausgehend von ihrem im Frühjahr 2022 verzeichneten Tiefpunkt von 2,1% seit nach und nach leicht an. Im den Monaten August bis Oktober 2024 betrug sie 2,6%.