Wirtschaftspolitischer Beitrag
US-Handelspolitik nach 2024: Was für Europa auf dem Spiel steht
Nach den bevorstehenden US-Wahlen sollte die EU der Verteidigung des multilateralen Handelssystems Priorität einräumen, da ein Zusammenbruch der globalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit Europa bis zu viermal stärker treffen könnte als direkte US-Zölle allein. Die potenziellen Handelspolitiken der USA unter einer möglichen Harris- oder zweiten Trump-Administration werden voraussichtlich protektionistisch bleiben, wobei Harris eher einen multilateralen Ansatz verfolgen dürfte, während Trump die Zölle verstärken und die Rolle der WTO weiter schwächen könnte.
Sollte die USA umfassende Zölle erheben – etwa eine 10%-Abgabe auf alle Importe und einen 60%-Zoll auf chinesische Waren – könnte der globale Handel zunächst um 2,5 % schrumpfen, mit größeren Einbrüchen bei Gegenmaßnahmen von Handelspartnern. Während einige EU-Sektoren wie der Hochtechnologiebereich kurzfristig aufgrund relativer Wettbewerbsvorteile profitieren könnten, würde das BIP der EU dennoch sinken. Deutschland würde einen Rückgang des BIP um bis zu 6 Milliarden Euro verzeichnen, mit erheblichen Einbußen in Schlüsselbranchen wie der Automobil- und der Pharmaindustrie.
Im schwerwiegendsten Szenario würde ein Zusammenbruch der WTO oder die Aufteilung in konkurrierende geopolitische Blöcke zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen. Das BIP der EU könnte um bis zu 0,5 % sinken, während die Wirtschaftsleistung Deutschlands um 3,2 % zurückgehen würde; China würde die größten Verluste hinnehmen müssen. Angesichts dieser hohen Risiken sollte die EU ihre Bemühungen auf die Sicherung des globalen Handelssystems konzentrieren, da die Kosten einer Fragmentierung die Risiken eines bilateralen Konflikts mit den USA bei Weitem übersteigen.
Schlagworte
- Handelskriege
- neues quantitatives Handelsmodell