Arbeitspapier

Anreizprobleme bei Hartz IV: lieber ALG II statt Arbeit?

Autoren

  • Alfred Boss
  • Klaus Schrader
  • Björn Christensen
Erscheinungsdatum

Nach dem Prinzip des „Förderns und Forderns“ soll Hartz IV dazu beitragen, dass Arbeitslose ihren Lebensunterhalt möglichst rasch wieder aus eigener Kraft bestreiten. Berechnungen der Lohnabstände zwischen potentiellen Erwerbseinkommen und ALG II-Zahlungen in diesem Beitrag zeigen jedoch: Kritische Lohnabstände, die eine Vollzeitbeschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt unattraktiv erscheinen lassen, bestehen insbesondere bei ALG II-Beziehern, die eine geringe Qualifikation aufweisen, Kinder haben und deren Partner nicht erwerbstätig ist. Verstärkt werden diese Anreizprobleme, wenn ein potentieller Arbeitsplatz im Dienstleistungssektor oder in der Arbeitsmarktregion Ost liegt. Für Hochqualifizierte und Haushalte mit einem erwerbstätigen Partner gibt es dagegen starke Anreize, ein Arbeitsplatzangebot anzunehmen. Die Lohnabstände werden kritischer und betreffen weitere Gruppen von ALG II-Beziehern, wenn Einkommen aus „1-Euro-Jobs“ oder aus geringfügiger Beschäftigung berücksichtigt werden. Aus einer Brücke in den ersten Arbeitsmarkt droht eine Dauereinrichtung zu werden, die außer für Arbeitslose auch für Niedriglohnbezieher reizvoll ist.

Experte IfW Kiel

Info

JEL Classification
J31, J38, J65

Schlagworte

  • Anspruchslohn
  • Hartz IV
  • Lohnabstand
  • wage gap