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Wie die Schweiz von einem neuen Freihandelsabkommen mit der EU profitieren würde

Von der Leyen

Nachdem die Verhandlungen zu einem institutionellen Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU wegen politisch-institutioneller Uneinigkeiten abgebrochen wurden, stellt sich die Frage, ob die bilateralen Beziehungen angesichts der gemeinsamen Interessen nicht primär im wirtschaftlichen Bereich vertieft werden sollten.

Die Studie berechnet die ökonomischen Auswirkungen eines modernisierten Freihandelsabkommens zwischen der Schweiz und der EU als Basisszenario und vergleicht die Effekte mit einer kompletten Desintegration (Handel nur nach WTO-Regeln) sowie einer kompletten Integration (EU-Beitritt) als Referenzszenarien.

Ein CETA-ähnliches Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und der EU unter Beibehaltung der bisherigen bilateralen Abkommen würde enorme Wohlstandsgewinne mit sich bringen. Der aggregierte Außenhandel der Schweiz fällt in diesem Szenario langfristig um 8,3 Prozent für die Exporte und um 10 Prozent für die Importe höher aus als ohne das Abkommen, wobei die Handelszuwächse mit den europäischen Partnern nochmals stärker ausfallen. Die positiven Effekte für die Schweizer Volkswirtschaft sind bedeutend: Die Wertschöpfung fiele verglichen mit dem Status Quo dauerhaft um 1,5 Prozent höher aus, die Realeinkommen gar um 2,4 Prozent höher. Fast alle Schweizer Wirtschaftsbranchen würden von einem zusätzlichen, CETA-ähnlichen Freihandelsabkommen profitieren.

Bei einer kompletten Desintegration zwischen der Schweiz und der EU mit einer Kündigung des Freihandelsabkommens von 1972 sowie der Bilateralen Verträge I und II und einem Rückfall auf die Drittstaatenregelungen der Welthandelsorganisation (WTO) als erstes Referenzszenario bricht der Schweizer Außenhandel ein, die Wertschöpfung sinkt um 1,6 Prozent, und die Realeinkommen fallen um 2,6 Prozent.

Eine EU-Vollmitgliedschaft der Schweiz im Sinne einer vollständigen Integration in den EU-Binnenmarkt als zweites Referenzszenario erhöht zwar den Außenhandel stark, entsprechend steigt im Modell die Wertschöpfung um 4 Prozent, und die Realeinkommen erhöhen sich um 7 Prozent. Eine Vollmitgliedschaft würde jedoch ökonomische und politische Harmonisierungskosten mit sich bringen, die nicht systematisch quantifizierbar und mit den Handelseffekten verrechenbar sind. Die tatsächlichen Nettoeffekte eines EU-Beitritts sind daher ungewiss.

Die Studie zeigt, dass sich auch mit einem modernisierten Freihandelsabkommen als souveränitätsschonende Alternative zur weiteren politischen Integration in die EU bedeutende Wohlstandsgewinne erzielen lassen. Ein solches Freihandelsabkommen wurde auch bereits im Entwurf des institutionellen Rahmenabkommens skizziert, zugleich wurden die Konditionen des CETA-Abkommens von der EU unterzeichnet. Die Umsetzbarkeit eines ähnlichen Abkommens erscheint praktikabel zu sein. „Der Abschluss eines modernen Freihandelsabkommens ist eine vielversprechende Alternative zur weiteren institutionellen Verflechtung mit der EU», sagte Christoph Schaltegger, einer der Autoren der Studie.

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