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Ukraine Support Tracker: US-Unterstützung für Ukraine stellt Hilfen anderer Regierungen in den Schatten

Die USA haben ihre öffentlich bekannten Zusagen für die Ukraine seit dem vorherigen Datenupdate des Ukraine Support Trackers am 23. April mehr als verdreifacht. Der Grund ist der zweite Ukraine Supplemental Act, der vom Repräsentantenhaus verabschiedet wurde und nun im US-Senat zur Abstimmung liegt. Insgesamt haben die Amerikaner vom 24. Januar bis zum 10. Mai inzwischen 43 Mrd. Euro an militärischer, finanzieller und humanitärer Unterstützung für die Ukraine angekündigt. Nach vielen neuen Hilfszusagen im April ist von den EU-Ländern zuletzt dagegen deutlich weniger an Unterstützung hinzugekommen. Der Ukraine Support Tracker des Kiel Instituts für Weltwirtschaft erfasst systematisch den Wert der angekündigten Unterstützung von inzwischen 37 Ländern an die Ukraine.

„Die US-Regierung ist bereit, sehr umfangreiche Mittel für die Stärkung der Ukraine zu mobilisieren. Das zeigt, welche Bedeutung sie diesem Konflikt beimisst, der die Stabilität Europas gefährdet“, sagt Christoph Trebesch, Forschungsdirektor am IfW Kiel und verantwortlich für den Ukraine Support Tracker. „Die EU-Länder und EU-Institutionen kommen mit insgesamt 16 Mrd. Euro gerade mal auf etwas mehr als ein Drittel der US-Zusagen. Diese große Diskrepanz ist überraschend. An sich könnte man erwarten, dass die EU einem Nachbarland zumindest in ähnlicher Höhe hilft wie die entfernten USA. Aber die EU-Länder bewegen sich seit Wochen deutlich langsamer, nicht nur bei Waffenlieferungen, sondern auch bei der finanziellen und humanitären Unterstützung.“

Im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP) sind Estland, Lettland und Polen weiterhin die größten Unterstützer der Ukraine – jetzt gefolgt von den USA an vierter Stelle. Deutschland liegt mit Zusagen in Höhe von 0,06 Prozent des BIP an 14. Stelle, der bisher schlechteste Rang im Vergleich zu März und April.

Neu hinzu kommt mit diesem Update eine Quantifizierung staatlicher Flüchtlingshilfe. „Zurecht verweisen einige Länder auf ihre hohen Ausgaben für aus der Ukraine Geflüchtete. Diese Ausgaben sind allerdings besonders schwer zu messen und international vergleichbar zu machen. Wir versuchen dies dennoch auf Basis grober Schätzungen. Demnach tragen Polen, Rumänien und Ungarn die größten Lasten. Alleine die Kosten für Geflüchtete in Polen könnten im von uns betrachteten Zeitraum zwischen zwei und sechs Milliarden Euro liegen, abhängig davon, welche Kosten man pro Monat und Flüchtling ansetzt. Geht man von Kosten von 500 Euro je Monat pro Geflüchtetem aus, ist Polen absolut gesehen der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine hinter den USA“, sagt Trebesch.

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Über den Ukraine Support Tracker

Der Ukraine Support Tracker erfasst und quantifiziert militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine seit dem 24. Januar 2022 (aktuell bis zum 10. Mai 2022) zugesagt wurden. Berücksichtigt sind mit diesem neuen Update 37 Länder, spezifisch die EU-Staaten, die weiteren Mitglieder der G7, Hilfszusagen der EU-Kommission und der Europäischen Investitionsbank sowie Australien, Südkorea, Türkei, Norwegen, Neuseeland und die Schweiz. Erfasst sind Zusagen, die diese Regierungen oder Institutionen der ukrainischen Regierung gemacht haben; private Spenden oder solche internationaler Organisationen wie des IWF sind in der Hauptdatenbank nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt sind Hilfen an Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder – etwa für die Aufnahme von Geflüchteten.

Datenquellen sind Bekanntgaben offizieller Regierungsstellen und Berichte internationaler Medien. In Sachmitteln geleistete Hilfe wie zum Beispiel Medizingüter, Lebensmittel oder militärisches Gerät werden anhand von Marktpreisen oder Angaben aus früheren Hilfskampagnen geschätzt. In Zweifelsfällen werden die höheren verfügbaren Werte angesetzt.

Der Ukraine Support Trackers wird laufend erweitert, korrigiert und verbessert. Anregungen dazu sind sehr willkommen und können gerne an ukrainetracker@ifw-kiel.de geschickt werden.

Mehr Informationen und Daten finden Sie auf der Webseite des Ukraine Support Trackers.