Statement

Inflation nur leicht gesunken, Preisdruck gestiegen

„Die Inflation ist im Januar zwar gesunken, aber der Preisdruck hat weiter zugenommen. Wichtig für die Einordnung der Zahlen ist, dass mit Beginn des Jahres der Effekt der temporären Mehrwertsteuersenkung aus dem Vorjahresvergleich entfallen ist. Allein dadurch hat sich die Inflationsrate gegenüber dem Dezember um rund 1 Prozentpunkt verringert. Aber dieser rein statistische Basiseffekt ist weitgehend verpufft, und die Inflation ist abgesehen davon weiter gestiegen. Treiber sind deutlich höhere Rohstoffpreise und die wegen Lieferengpässen steigenden Erzeugerpreise, die nach und nach an die Verbraucher weitergereicht werden. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage der Verbraucher trotz zuletzt kräftig steigender Preise hoch. Mangels Konsummöglichkeiten während der Pandemie haben sie ein Finanzpolster aufgebaut, das sie für Preisanstiege weniger empfindlich macht. Alleine in Deutschland beläuft sich die zusätzliche Ersparnis seit dem Beginn der Pandemie auf rund 200 Mrd. Euro bzw. etwa 11 Prozent des privaten Konsums. Da dieses Phänomen weltweit zu beobachten war, dürfte auch eine international hohe Nachfrage die Preise weiter treiben.   

Sofern die Rohstoffpreise nicht rasch sinken oder die Lieferengpässe spürbar nachlassen, wird die Inflation noch für einige Zeit auf deutlich erhöhtem Niveau bleiben. Im Gesamtjahr 2022 werden die Verbraucherpreise wohl nochmals um mehr als 3 Prozent steigen. 

Der Druck auf die EZB nimmt zu, ihren geldpolitischen Kurs zu ändern. Zwar kann sie mit ihrer neuen geldpolitischen Strategie Inflationsraten von über 2 Prozent für einige Zeit tolerieren. Auch sind die jüngsten Inflationsschübe vor allem durch die Pandemie verursacht und dürften nachlassen, sobald deren wirtschaftlichen Auswirkungen weitestgehend ausgestanden sind. Allerdings drohen die Inflationserwartungen umso stärker zu steigen, je länger die Inflation auf erhöhtem Niveau verharrt. Im Ergebnis würde sich die hohe Inflation verfestigen. Zudem wird der Inflationsdruck aufgrund des demographischen Wandels und der Dekarbonisierung wohl auch mittelfristig hoch bleiben.”