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USA wichtigster Handelspartner der EU und Deutschlands

USA-Flagge mit Menschen

Die Einnahmen der Europäischen Union (EU27) durch Handel mit den USA belaufen sich auf 823 Mrd. Euro (Stand 2019). Es folgen das Vereinigte Königreich mit 760 Mrd. Euro, die Schweiz mit 361 Mrd. Euro und China mit 357 Mrd. Euro. Die Summen spiegeln das Handelsvolumen nach Leistungsbilanz wider und enthalten Exporte von Waren und Dienstleistungen sowie im Ausland erzielte Kapitalerträge, so genannte Primäreinkommen. Dazu zählen auch die Gewinne von Tochterunternehmen im Ausland. Ebenso sind Sekundäreinkommen enthalten, also erhaltene Zahlungen ohne erkennbare Gegenleistung wie etwa Entwicklungshilfe, die jedoch äußerst gering sind. Die Posten sind unter dem Sammelbegriff „Credit“ in der Leistungsbilanzgrafik ausgewiesen.

In umgekehrter Handelsrichtung sind ebenfalls die USA und das Vereinigte Königreich die wichtigsten Transaktionspartner der EU27. Für Warenimporte und Dienstleistungsimporte sowie Kapitalerträge und Sekundäreinkommen fließen in die USA 670 Mrd. Euro, in das Vereinigte Königreich 526 Mrd. Euro. China folgt auf Rang drei mit 421 Mrd. Euro („Debit“ in der Leistungsbilanzgrafik).

Die in der klassischen Handelsbilanz erfassten Warenexporte der EU27 in die USA machen nur etwa 50 Prozent, die Warenimporte nur etwa 35 Prozent des kompletten Handelsvolumens aus. Bei China sind es 70 bzw. 85 Prozent. „Die klassische Handelsstatistik unterzeichnet die Bedeutung der USA als Handelspartner der EU und überzeichnet die Bedeutung Chinas“, so Studienautor Braml. „Auf diesem Fehlschluss beruhen die zahlreichen Schlagzeilen und Medienberichte vom Jahresanfang, die China als neuen Handelspartner Nummer eins proklamierten. Zwar nimmt die Bedeutung Chinas zu, doch auf absehbare Zeit werden die USA der wichtigste Handelspartner bleiben.“

„Auffallend ist, dass in der Handelspolitik der EU gegenüber allen vier Top-Partnern keine konsistente Strategie erkennbar ist. Insbesondere die starre und dogmatische Verhandlungsposition gegenüber dem Vereinigten Königreich erscheint angesichts dessen großer Bedeutung als Handelspartner befremdlich“, sagt IfW-Präsident Felbermayr. „Vordringlich sollte die EU jetzt ein Freihandelsabkommen mit den USA anstreben, es könnte ihr einen realen BIP-Zuwachs von fast 0,5 Prozent bescheren.“

Auch für Deutschland sind die USA als Absatzmarkt von überragender Bedeutung, die gesamten Zuflüsse nach Leistungsbilanz betragen 207 Mrd. Euro (Stand 2019). Dahinter folgen gleichauf China und das Vereinigte Königreich mit 132 Mrd. Euro.

An vierter Stelle steht die Schweiz (98 Mrd. Euro), danach kommen mit großem Abstand Russland, Japan, die Türkei, Kanada, Indien und Brasilien. Damit schlägt sich der Absatz deutscher Firmen in den USA mit einer größeren Summe in der Leistungsbilanz nieder, als die der letztgenannten sieben Länder zusammen.

„Es ist ein Fehler, wenn sich die wirtschaftspolitische Debatte nur auf die klassische Handelsstatistik konzentriert, die ausschließlich den Warenhandel erfasst. Mindestens muss Politik und Öffentlichkeit auch den Dienstleistungshandel in den Blick nehmen, besser die Leistungsbilanzdaten als Ganzes“, so Felbermayr. „Dazu sollte die EU aber die statistische Erfassung ihrer Mitgliedsländer vereinheitlichen, gegenwärtig ist die Erstellung einer EU-Leistungsbilanz mit Problemen und Verzerrungen verbunden.“