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Corona-Pandemie verursacht langfristige Schäden in Afrikas Volkswirtschaften

african lady in face mask with thumbs up-child vaccination concept

„Besonders Menschen ohne Ausbildung und Frauen leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, Afrika ist jetzt dringend auf internationale Impfprogramme und Schuldenerleichterungen zur Bewältigung der Pandemiefolgen angewiesen“, sagt Saskia Meuchelböck, Forscherin am IfW Kiel und Mitautorin der Studie.

Ein Grund für die schleppende Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie in Afrika ist laut IfW-Analyse (Gern, Lück, Meuchelböck: „Covid-19 in Africa and its Impact on the Economy“) die im Vergleich zu anderen Weltregionen immer noch dramatisch niedrige Impfquote von nur rund 5 Prozent. Dies führt beispielsweise zu starken Beeinträchtigungen bei der Gesundheitsversorgung sowie anhaltenden Schulschließungen, was auch die Berufsaussichten der Menschen langfristig verschlechtert. Insgesamt hat die Pandemie fast 30 Millionen Menschen in extreme Armut getrieben. Vor allem Hilfskräfte ohne Ausbildung und Frauen sind betroffen.

Vorkrisenniveau wird teilweise erst 2025 erreicht

Wirtschaftlich besonders stark von der Pandemie betroffen sind Länder mit einer hohen Bedeutung von Dienstleistungen, Tourismus und internationalem Handel, etwa Südafrika oder Tunesien. Ölexportierende Länder wie Algerien, Angola und Nigeria profitieren mittlerweile von den wieder deutlich gestiegenen Rohstoffpreisen. Afrika dürfte das Vorkrisenniveau gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf erst 2023 erreichen, viele Länder sogar erst 2025.

Schätzungen der Übersterblichkeit zeigen, dass die Meldelücke von Covid-19-Fällen und damit verbundener Todesfälle in Afrika im Vergleich zu anderen Weltregionen besonders groß ist. Ursache sind geringe Test- und Überwachungskapazitäten in vielen Ländern. Gleichwohl ist die Sterblichkeitsrate in Afrika immer noch relativ niedrig, nicht zuletzt aufgrund der sehr jungen Bevölkerung.

„Die offiziellen Zahlen täuschen, Afrika und seine Wirtschaft sind stärker von der Corona-Pandemie getroffen als diese nahelegen. Die internationale Gemeinschaft ist gefordert, rasch eine ausreichende und erschwingliche Versorgung mit Impfstoffen sicherzustellen, um die künftigen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen für Afrika zu begrenzen“, sagt IfW-Forscherin Meuchelböck aus dem Forschungszentrum Konjunktur und Wachstum.

Schuldenerleichterungen zur Bewältigung der Pandemiefolgen nötig

Die große Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie bremst ausländische Investitionen, die der Kontinent aber dringend für seine wirtschaftliche Entwicklung bräuchte. Ankündigungen ausländischer Investoren, in Afrika eine Produktionsstätte errichten zu wollen (sogenannte „Greenfield-Investments“), brachen im letzten Jahr um 75 Prozent ein. In Lateinamerika und Asien betrug der Rückgang nur 46 bzw. 40 Prozent.

Staatliche Möglichkeiten, die Wirtschaft zu stimulieren, sind begrenzt. Ein hoher Inflationsdruck verhindert vielerorts ein weiteres Absenken der Zinsen durch die Zentralbanken. Hohe Schulden, ein begrenzter Zugang zum internationalen Kapitalmarkt und geringe Staatseinnahmen, die auch der Tatsache geschuldet sind, dass weite Teile der Wirtschaft im informellen Sektor aktiv sind, verhindern umfangreiche Hilfspakete auf dem Niveau der Industrieländer.

In Ländern südlich der Sahara flossen im Durchschnitt nur rund 2,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes an staatlichen Hilfen, in den Maghreb-Staaten und Ägypten nur zwischen 1 und 3 Prozent. In den entwickelten Volkswirtschaften betrugen die Fiskalpakete im Durchschnitt 7,2 Prozent des BIP.

„Die G20 haben sich zwar darauf verständigt, afrikanischen Staaten Aufschub für Ihre Schuldentilgungen zu gewähren, aber es ist zu befürchten, dass diese Bemühungen nicht ausreichen, um Afrika finanziellen Handlungsspielraum zu verschaffen. Eine weitere Verlängerung der Zahlungsfristen, im Einzelfall auch ein Schuldenerlass, dürften notwendig werden“, so Meuchelböck. „Gleichzeitig müssen dann aber auch Afrikas Staaten ihre Finanzen konsolidieren, dazu zählt die Mobilisierung von Steuereinnahmen und die Realisierung von Effizienzsteigerungen im öffentlichen Sektor.“