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Corona: Lockerungen zeigen Wirkung, deutsche Innenstädte beleben sich wieder

Pedestrian zone

„Der Einzelhandel kann etwas aufatmen, die seit dieser Woche geltenden Lockerungen bringen ihm teilweise eine spürbare Entspannung, die sich an der Anzahl von Passanten in deutschen Innenstädten ablesen lässt. Dabei gibt es aber große regionale Unterschiede, die mit der offiziellen politischen Rhetorik korrelieren“, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr anlässlich aktueller Zahlen aus dem IfW Corona-Datenmonitor.

Demnach hat die Lockerung in Nordrhein-Westfalen deutlich stärkere Effekte gebracht als in Bayern, das Passantenvolumen in Dortmund beträgt bereits 51 Prozent des unter normalen Umständen an Werktagen zwischen 9 Uhr und 20 Uhr zu erwartenden Niveaus. In München dagegen sind es trotz Lockerungen nur 13 Prozent.

Während des harten Lockdowns vom 23. März bis zum 17. April war das Leben in deutschen Innenstädten fast zum Erliegen gekommen. In München etwa wurden in diesem Zeitraum gerade einmal 8 Prozent des normalen Passentenaufkommens gezählt, in Hamburg 11 Prozent. Den höchsten Publikumsverkehr gab es in Frankfurts Innenstadt, wo durchschnittlich 29 Prozent der unter normalen Umständen zu erwartenden Passanten unterwegs waren.

„Nimmt man an, dass der Umsatz proportional zu den Passantenzahlen ist, dann lagen die Einbußen während des harten Lockdowns zwischen 92 Prozent (München) und 71 Prozent (Frankfurt) und erholen sich nun. In Mannheim und Hannover können bereits über die Hälfte der sonst üblichen Umsätze erzielt werden, in Frankfurt, Dortmund, Koblenz und Wiesbaden rund die Hälfte. Die tatsächlichen Umsätze könnten sogar noch etwas höher sein, wenn die Kunden ihre Ausgaben pro Innenstadtbesuch im Vergleich zur Normalsituation erhöhen“, so Felbermayr.

„Ein Ziel der Politik war es, Menschenansammlungen in den Innenstädten zu verhindern. Dies scheint trotz der Lockerung erreicht. Denn in allen untersuchten Städten ist das Niveau noch weiter unter Normal. Dies könnte daran liegen, dass die Gastronomie weiterhin geschlossen hat. Außerdem dürfte es eine Weile dauern, bis die Konsumenten ihre Angst vor Ansteckung überwunden haben.“

Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel wertet seit Beginn der Corona-Krise Daten des Kölner Startup-Unternehmens hystreet.com aus. Dieses Unternehmen misst mit Hilfe von Laserscannern die Anzahl der Passanten, die 118 zentrale Stellen in 57 deutschen Innenstädten passieren. Parks oder andere Erholungsorte zählen nicht dazu. Passantenfrequenzdaten sind sehr gute Indikatoren für die Umsätze, die Geschäfte und Gastronomie in den Innenstädten machen.

Das IfW schätzt mit Hilfe stündlicher Rohdaten ein zu erwartendes Passantenaufkommen ohne den Einfluss von Corona-Maßnahmen (Normalniveau). Dieses Niveau berücksichtigt die Einflüsse des Wetters, von Feiertagen und Schulferien und wird anschließend mit den aktuell gemessenen Werten an denselben Stellen für jene 21 deutsche Städte verglichen, für die genügend Daten vorliegen. Damit ergibt sich ein Bild für die Umsatzeinbußen, die sich durch die Lockdownmaßnahmen ergeben.


Der Corona-Datenmonitor des IfW-Kiel zeigt laufend aktualisierte Indikatoren, die Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland und Europa und die Ausbreitung der Pandemie ermöglichen. Er gibt damit Echtzeit-Hinweise, wie sich das Verhalten von Unternehmen und Menschen angesichts der einschneidenden Auflagen der Regierungen und möglicher Lockerungen verändert. Traditionelle Konjunkturindikatoren sind nur mit einem Nachlauf von mehreren Wochen verfügbar, die vom IfW-Kiel entwickelten Echtzeit-Indikatoren helfen, die gegenwärtige Situation besser beurteilen zu können. Der Corona-Datenmonitor wird regelmäßig aktualisiert.