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Corona: Krisenbewältigung macht Taiwan und Südkorea für Direktinvestitionen attraktiver

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Taiwan und Südkorea haben in der Corona-Krise gezeigt, dass ihre Behörden flexibel und effizient arbeiten können, sie über qualitativ hochwertige Forschung und öffentliche Einrichtungen verfügen, und dass sie digitale Technologien erfolgreich zur Bewältigung von Herausforderungen wie der Corona-Krise einsetzen können. Diese Kompetenzen gehören zu den Schlüsselmerkmalen eines anpassungs- und widerstandsfähigen Geschäfts- und Investitionsumfelds. Taiwan und Südkorea haben sich daher für die Zukunft einen Vorteil in der Gunst ausländischer Investoren verschafft, argumentieren Frank Bickenbach und Wan-Hsin Liu in ihrer Analyse „How Taiwan and South Korea Contained the Spread of Covid-19 and Why this Matters for Attracting FDI“. Beide forschen am IfW Kiel zu Globalisierungsfragen, insbesondere zu ausländischen Direktinvestitionen.

Taiwan und Südkorea hatten nach ihren Erfahrungen mit den Viruskrankheiten SARS 2002/2003 bzw. MERS 2015 ihre Behörden zur Krisenbekämpfung reformiert und nun zur Bekämpfung von Covid-19 mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet. So konnten die Behörden rasch zentral gesteuerte, effektive Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise ergreifen und diese zwischen Ministerien, öffentlichen Einrichtungen, Krankenhäusern, Unternehmen und der Öffentlichkeit koordinieren.

Sowohl Taiwan als auch Südkorea verfügen über eine sehr gute medizinische Forschung und Infrastruktur. Dies erlaubte es ihnen, frühzeitig in ausreichendem Umfang auf das neue Corona-Virus zu testen und infizierte Personen rechtzeitig zu identifizieren – ein Grund dafür, dass Wirtschaft und öffentliches Leben nur moderaten Einschränkungen unterlagen.

Ihre medizinischen Behandlungskapazitäten sind hoch, Südkorea hat nach Japan die zweitmeisten Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner, 7,1. Taiwan besitzt pro 100.000 Einwohner fast so viele Betten auf Intensivstationen (30) wie Deutschland (34) und sehr viel mehr als beispielsweise Italien (9).

Um Infektionsketten so schnell wie möglich zu unterbrechen, wurden frühzeitig digitale Technologien genutzt, um die Bewegungen von Infizierten oder Risikopersonen via GPS und Mobilfunk zu verfolgen. Darüber hinaus koordinierte Taiwan beispielsweise auch das Angebot an Schutzmasken online.

Taiwan und Südkorea verzeichneten in der Folge trotz ihrer geografischen Nähe und sehr engen wirtschaftlichen Beziehungen zu China weit weniger mit dem neuen Corona-Virus infizierte Personen und eine deutlich geringere Mortalitätsrate als viele andere Volkswirtschaften. Bis zum 25. Mai wurden pro 1 Million Einwohner in Taiwan nur 19 und in Südkorea 217 infizierte Personen registriert. In Deutschland lag diese Zahl zu diesem Zeitpunkt bei 2.153, in Italien bei 3.804 und in den USA bei 5.023. Die Mortalitätsrate lag dabei in Taiwan bei 1,6 Prozent, in Südkorea bei 2,4 Prozent. In Deutschland lag sie bei 4,6 Prozent, in Italien bei 14,3 Prozent, in den USA bei 5,9 Prozent.

„Ausländische Direktinvestitionen werden durch die anhaltende Unsicherheit und die globale Rezession während und nach der Corona-Krise insgesamt geringer sein als vorher. Gleichzeitig werden viele Unternehmen und Volkswirtschaften zunehmend auf ausländisches Kapital angewiesen sein, um die wirtschaftliche Krise zu überwinden. Unter dem Strich nimmt der Wettbewerb um ausländische Investoren also zu. Hier haben sich Taiwan und Südkorea einen großen Vorteil verschafft, denn die von ihnen in der Corona-Krise demonstrierten Kompetenzen werden auch im Umgang mit anderen wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in unserer globalisierten Welt entscheidend sein“, so die Autoren.