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Öffentliche Meinung zur Asyl- und Flüchtlingspolitik in europäischen Ländern ähnlich

People passing on crosswalk

Forscherinnen und Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) und des Europäischen Hochschulinstituts (EUI) befragten 12.000 Menschen in acht EU-Mitgliedsstaaten: Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Schweden, Spanien und Ungarn.

Im Rahmen desMEDAM-Projekts (Mercator Dialogue on Asylum and Migration) analysierten die Forscherinnen und Forscher die asyl- und flüchtlingspolitischen Präferenzen in sechs Politikbereichen. Sie untersuchten die Einstellungen zu Obergrenzen, dem Familiennachzug und zum Resettlement anerkannter Flüchtlinge. Darüber hinaus betrachteten sie auch Einschätzungen der Bevölkerung zur Rückführung abgelehnter Asylbewerberinnen und -bewerber in unsichere Herkunftsstaaten, zur Entscheidungsfindung auf nationaler und EU-Ebene sowie der finanziellen Unterstützung für Drittländer, die Flüchtlinge aufnehmen.

„Unsere Forschung zeigt sehr deutlich, dass die Europäer Asylbewerber und Flüchtlinge schützen möchten“, so Tobias Stöhr, Mitautor der Studie und Senior Researcher am Kieler Institut für Weltwirtschaft. „Wichtig ist ihnen dabei aber, dass dies kontrolliert geschieht, dass es Grenzen und auch Bedingungen gibt. Im Vergleich der europäischen Länder sehen wir dabei deutlich mehr Einigkeit zwischen den Bürgern, als die großen Unterschiede in der Politik der nationalen Regierungen in den letzten Jahren vermuten lassen.“

Die Präferenzen der Bürgerinnen und Bürgern hängen stark von der Gestaltung der Asyl- und Flüchtlingspolitik ab, insbesondere von den gesetzten Grenzen und Bedingungen. Die Studie belegt ähnliche Präferenzen für den Schutz von Asylbewerbern und Flüchtlingen in allen acht untersuchten Ländern – darunter auch Ungarn, dessen Regierung für ihre antiflüchtlingspolitischen Positionen bekannt ist.

Die Asyl- und Flüchtlingspolitik auf diese Art zu analysieren, ist neu. In den letzten Jahren wurde viel über die öffentliche Einstellung zu Migranten und Einwanderung im Allgemeinen geforscht, aber nur wenig über die Einstellung zu Asylbewerbern und Flüchtlingen und fast gar nicht darüber, wie die Europäer über die verschiedenen Dimensionen der Asyl- und Flüchtlingspolitik denken. Diese neue Forschung trägt dazu bei, die aktuellen politischen Debatten über die Reform der Asyl- und Flüchtlingspolitik in Europa zu unterstützen.

Weitergehende Informationen:
Jeannet, A.-M., E. Ademmer, M. Ruhs und T. Stöhr (2019). “What asylum and refugee policies do Europeans want?: Evidence from a cross-national conjoint experiment”. EUI RSCAS Working Paper 2019/73, European University Institute, Florenz.

  • Melanie Radike - Kiel Institute
    Melanie Radike
    Kommunikationsmanagerin Mercator Dialogue on Asylum and Migration (MEDAM)T +49 (431) 8814-329

    Melanie.Radike@ifw-kiel.de