Statement

Gabriel Felbermayr: „Zolldrohung nicht sehr glaubhaft“

Gabriel Felbermayr: „Hier meldet sich ein frustrierter US-Präsident. Er hat für letzten Freitag Erwartungen eines Durchbruchs im Handelsstreit mit China geweckt und konnte nicht liefern. Jetzt sucht er das Heil in neuen Drohungen.

Die Drohung, auch die bisher unverzollten Importe im Ausmaß von mehr als 300 Milliarden Dollar mit Zöllen zu belegen, ist nicht sehr glaubwürdig. Nach unseren Berechnungen hat der US-Präsident die für eine Verzollung vorteilhaftesten Güter als erste belastet. Wenn er nun seine Strafzölle auf die restlichen importierten Produkte ausdehnt, dann trifft er zwangsläufig Güter, bei denen das Kosten-Nutzen-Verhältnis für die US-Wirtschaft besonders schlecht ist. Während US-Produzenten tendenziell profitieren, werden die US-Verbraucher belastet, teils erheblich. Die Hauptlast müssen allerdings chinesische Anbieter tragen.

Nach Berechnungen, die in etwa das jetzt bevorstehende Szenario abbilden, würde gemessen am realen Einkommen in China ein Schaden von 17,8 Mrd. Euro entstehen, in den USA ein Schaden von 4 Mrd. Euro (Grundlage sind folgende Annahmen: ein Zoll der USA in Höhe von 25 Prozent auf die Hälfte aller chinesischen Importe im Wert von ca. 260 Mrd. US-Dollar und eine Vergeltung der Chinesen durch Zölle in Höhe von 25 Prozent auf 90 Prozent der Importe aus den USA im Wert von 100 Mrd. US-Dollar).

Würden die USA und China jeweils alle Importe aus dem anderen Land mit einem Zoll von 25 Prozent belegen – dies entspräche einem Warenwert von 520 Mrd. US-Dollar an Gütern aus China und von 100 Mrd. US-Dollar an Gütern aus den USA –, hätte dies Wohlfahrtsverluste von 30,4 Mrd. Euro für China und von 9,5 Mrd. Euro für die USA zur Folge.

Die EU würde in beiden Szenarien leicht profitieren und im bevorstehenden Szenario Wohlfahrtsgewinne von 0,9 Mrd. Euro verzeichnen, bei Zöllen auf alle Importe von 1,2 Mrd. Euro. Ihr Handelsbilanzüberschuss mit den USA würde weiter zunehmen.“