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25 Jahre WTO: USA, China und Deutschland profitieren am stärksten

Eine Mitgliedschaft, die sich auszahlt: Die USA, China und auch Deutschland profitieren weltweit am stärksten von ihrem WTO-Beitritt. Sie erzielen die mit Abstand größten Einkommensgewinne, die direkt auf ihre Mitgliedschaft in der Handelsorganisation zurückzuführen sind. Für die Vereinigten Staaten beziffern sich die Einkommensgewinne auf rund 87 Milliarden US-Dollar pro Jahr (gemessen in Bruttoinlandsprodukt, BIP). Die Chinesen erzielen rund 86 und die Deutschen rund 66 Milliarden US-Dollar Einkommensgewinne. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung, an der Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel) mitgearbeitet hat. Er und die übrigen Autoren Mario Larch (Universität Bayreuth), Yoto V. Yotov (Drexel Universität Philadelphia) und Erdal Yalcin (Hochschule Konstanz) berechneten die Wohlstandseffekte der WTO für 180 Länder weltweit, darunter auch für alle 164 Mitgliedsstaaten.

Mitgliedschaft für die meisten Staaten ein gutes Geschäft

Weltweit schafft die WTO für ihre Mitglieder einen Wohlstandszuwachs von insgesamt rund 855 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Dies entspricht einer durchschnittlichen BIP-Steigerung pro Mitgliedsland um 4,51 Prozent. Doch auch neben den Top-Gewinnern ist die Mitgliedschaft im Welthandelsclub für die meisten Staaten ein gutes Geschäft. So profitieren die EU-Mitglieder zusammen mit 232 Milliarden und die OECD-Länder mit insgesamt 480 Milliarden US-Dollar jährlich. Länder, die nicht Mitglied der WTO sind, verlieren durchschnittlich 0,96 Prozent ihrer Wertschöpfung, weil sie von der stärkeren wirtschaftlichen Integration der WTO-Mitglieder ausgeschlossen sind.

„Es ist äußerst bedenklich, dass zunehmend bilaterale Abkommen das multilaterale System der WTO untergraben und ihren Zerfall beschleunigen, zuletzt das Handelsabkommen zwischen den USA und Japan. Denn der Wohlstand, den die WTO der Welt beschert, ist immens, und kann durch kleinteilige Einzellösungen nicht annährend erreicht werden. Ein Zerfall der WTO würde uns alle ärmer machen, gerade auch eine Exportnation wie Deutschland würde spürbare Wohlstandseinbußen erleiden“, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.

Dringender Reformbedarf

Er rät der WTO daher dringend zu Reformen, darunter eine Neuorganisation des Schiedsgerichteverfahrens und die Gründung einer Kern-WTO, um bei der Beschlussfindung nicht länger durch die enorm heterogenen Interessen ihrer 164 Mitgliedsstaaten und ihren teilweisen politischen Systemwettbewerb blockiert zu sein. Seine Reformvorschläge sind kürzlich als Kiel Focus erschienen („25 Jahre WTO: Ursachen des Zerfalls und Reformvorschläge für die Zukunft“).

Die komplette Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/the-world-trade-organization-at-25/