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Kommentar von Dr. Klaus-Jürgen Gern zum Referendum in der Türkei: „Die türkische Wirtschaft steht vor einer Zerreißprobe"

Die EU, und hier in überproportionalem Maße Deutschland, ist der wichtigste Handelspartner des Landes: rund 45 Prozent der Exporte gehen in die Union, knapp 40 Prozent werden von dort bezogen. Verglichen damit ist die wirtschaftliche Abhängigkeit der EU von der Türkei gering, auch wenn das Land noch vor Japan auf Platz fünf der wichtigsten Handelspartner steht. Lediglich 4,2 Prozent des gesamten Warenhandels der EU mit Ländern außerhalb der EU wurden mit der Türkei abgewickelt.

Unabhängig von ihrer Staatsform darf die Türkei jetzt die Einbindung in den europäischen Wirtschaftsraum nicht verspielen, bei der sie in den vergangenen 20 Jahren seit Abschluss des Vertrags über eine Zollunion mit der EU erhebliche Fortschritte gemacht hat. Das Land ist vor allem über Zwischenprodukte inzwischen in hohem Maße in die europäischen Wertschöpfungsketten eingebunden und in hohem Maße von Direktinvestitionen aus der EU abhängig.

Entscheidend für die wirtschaftliche Zukunft der Türkei wird es sein, dass es der Politik gelingt, Vertrauen in die zukünftige wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der EU zu schaffen, zumal Fortschritte in den EU-Beitrittsverhandlungen auf absehbare Zeit ausgeschlossen scheinen. Eine Chance hierzu bietet sich durch das Angebot der EU-Kommission, über eine Erweiterung der Zollunion zu verhandeln, die dann insbesondere auch den für die Türkei wichtigen Agrarsektor umfassen könnte."

Ein ausführlicherer Kommentar von Klaus-Jürgen Gern zur wirtschaftlichen Situation der Türkei ist im aktuellen Wirtschaftsdienst erschienen.