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Bessere Entscheidungen dank Frauenquote

Je höher der Anteil männlicher Gruppenmitglieder, desto riskanter ist eine gemeinsame Entscheidung. Umgekehrt ist die Risikobereitschaft einer Gruppe umso geringer, desto mehr weibliche Mitglieder sie hat. Dies deckt sich mit verhaltensökonomischen Erkenntnissen, wonach Männer bei Individualentscheidungen risikobereiter sind als Frauen. Allerdings sind Entscheidungen in der Gruppe in Richtung des dominierenden Geschlechtes verzerrt. Männergruppen treffen dabei zu riskante Entscheidungen, Frauengruppen zu wenig riskante Entscheidungen, verglichen mit der durchschnittlichen Risikoneigung der einzelnen Mitglieder.

Dies ist das Ergebnis einer empirischen Studie der Verhaltensökonomen Katharina Lima de Miranda, Lena Detlefsen und Ulrich Schmidt vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW). Sie analysierten dazu in einem Experiment die Entscheidungen von Gruppen bestehend aus drei Personen mit jeweils unterschiedlicher Geschlechterzusammensetzung. Im Gegensatz zu Entscheidungen auf individueller Ebene gibt es bislang relativ wenige verhaltensökonomische Erkenntnisse zu Entscheidungen auf Gruppenebene.

Risikobereitschaft als Art kulturelle Norm

Eine reine Männergruppe ist bei ihrer Entscheidung also zu einem höheren Risiko bereit, als es jedes einzelne Gruppenmitglied für sich genommen gewesen wäre. Umgekehrt treffen reine Frauengruppen weniger riskante Entscheidungen, als jedes einzelne Mitglied für sich genommen bereit gewesen wäre. „Beides ist nicht optimal“, kommentiert Ulrich Schmidt, Leiter des Forschungsbereiches Sozial- und verhaltensökonomische Ansätze zur Lösung globaler Probleme am IfW, die Ergebnisse der Studie. „Männergruppen riskieren wider besseren Wissens zu viel, Frauengruppen lassen wider besseren Wissens Chancen ungenutzt.“

Die Autoren diskutieren auch eine mögliche Ursache für die beobachtete Verzerrung von Gruppenentscheidungen. „Es erscheint plausibel, dass Risikobereitschaft als eine Art kulturelle Norm angesehen wird, so dass Männer sich in der Gruppe zu höherer Risikoübernahme gedrängt fühlen, während für Frauen das Gegenteil gilt“, sagte Schmidt. Unabhängig von der tatsächlichen Ursache könnte eine nach Geschlecht diversifizierte Besetzung von Entscheidungsgremien in der Praxis aber zu einer besseren Entscheidungsqualität führen. „Eine Frauenquote für Aufsichtsräte macht aus verhaltens­ökonomischer Sicht also Sinn, wenn dadurch die Männerdominanz abgemildert oder sogar ausge­glichen wird“, so Schmidt.

Link zur Studie: siehe unten.