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Elfmeter immer in dieselbe Ecke schießen

Statistisch gesehen gibt es für die Elfmeterschützen der deutschen Fußballnationalmannschaft eine klare Empfehlung, wie sie bei der Europameisterschaft in der K.O.-Phase eine Entscheidung per Elfmeterschießen für sich gewinnen können. „Sie sollten immer in dieselbe Ecke schießen, wie der Mannschaftskollege beim Schuss davor“, so Ulrich Schmidt, Verhaltensökonom am Institut für Weltwirtschaft (IfW). Schmidt und IfW-Ökonom Sebastian Braun werteten über 350 Elfmeterduelle bei internationalen Fußballturnieren aus. Das eindeutige Ergebnis: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Torwart in die entgegengesetzte Ecke wie beim Schuss davor hechtet, ist mit durchschnittlich 55 % signifikant höher, als dass er in dieselbe Ecke hechtet“, so Schmidt.

Ziel der Analyse war es herauszufinden, ob Torwart oder Schütze im Elfmeterduell einem sogenanntem Spielerfehlschluss (gambler´s fallacy) unterliegen. Damit wird die irrtümliche Annahme bezeichnet, die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses hinge von der Häufigkeit seines Eintretens in der Vergangenheit ab. Ein typischer Spielerfehlschluss ist es anzunehmen, dass nach einer Reihe von Münzwürfen mit dem Ergebnis Kopf die Wahrscheinlichkeit für ein weiteres Mal Kopf geringer sei, als für das Ergebnis Zahl. Tatsächlich liegt die Wahrscheinlichkeit vor jedem Wurf unabhängig von den Ergebnissen davor bei 0,5.

Kritik an bisheriger Analyse zum Torwartverhalten

Eine vieldiskutierte verhaltensökonomische Studie kam in der Vergangenheit zu dem Schluss, das Torwartverhalten in Elfmeterduellen unterliege einem Spielerfehlschluss. Nach drei Schüssen in dieselbe Ecke sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Torwart beim vierten Schuss in die entgegengesetzte Ecke hechte, höher, als bei den Schüssen davor. Diesen Schluss teilen Schmidt und Braun nicht, die zusätzlich ein Laborexperiment mit weiteren 650 Elfmeterduellen durchführten. Weder sei ein Spielerfehlschluss im Torwartverhalten in realen Elfmeterduellen nachzuweisen noch unter perfekten Laborbedingungen, wo Schmidt und Braun die Möglichkeit eines Schusses in die Mitte ebenso eliminierten wie die technische Fähigkeit von Topspielern, den Ball bewusst im letzten Moment abhängig von der Torwartbewegung in der freien Ecke zu platzieren.

Die komplette Studie wurde im Current Biology Magazine veröffentlicht und kann auf Nachfrage zur Verfügung gestellt werden.