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Global Economic Symposium warnt vor zu hohen Schulden

Die Weltwirtschaft ist immer noch zu abhängig von Schulden, so ein Fazit der Sessions rund um das Thema Finanzmarktstabilität im Global Economic Symposium (GES) in Kiel. Auch fast ein Jahrzehnt nach Ausbruch der Finanzkrise gebe es hier noch Handlungsbedarf, waren sich die Ökonomen und Politikexperten einig, die auf dem Symposium gemeinsam Lösungen für globale Probleme suchen. Auch wenn die Experten die Bemühungen in vielen Ländern lobten, das Problem unkontrollierter Verschuldung einzudämmen.

„Eine freies Bankensystem sich selbst zu überlassen, wird die Kreditvergabe in die falsche Richtung lenken“, so Adair Turner, Chairman des Institute for New Economic Thinking und ehemaliger Leiter der britischen Finanzaufsicht. Seiner Ansicht nach sind die Banken anfälliger denn je, mit Krediten eher den Kauf von Vermögenswerten wie Immobilien zu finanzieren als die Investitionen von Unternehmen. In Zeiten eines Abschwungs drohe so erneut das Platzen einer Blase und die Übernahme von faulen Krediten durch die öffentliche Hand. „Die Verschuldung des privaten und des öffentlichen Sektors ist seit 2007 noch nicht zurückgegangen“, so Turner.

Wirtschaftsnobelpreisträger George Akerlof von der Georgetown Universität glaubt, „Schuldscheine können auch ein gutes Wertpapier darstellen“. Es gebe aber einen Punkt, an dem exzessive Schulden oder Insolvenzen zum Problem werden. „Wenn der Schuldner nicht mehr kann, kehren sich seine Anreize in das Gegenteil um, verglichen mit dem Zeitpunkt, als er noch Besitzer seines Hauses war“, so Akerlof.

Für Edward Lazear, Professor an der Stanford Graduate School of Business, ist der entscheidende Punkt, welcher Antriebskraft die Nachfrage nach einem Kredit entspringe. Eine „gute Nachfrage“ werde von einer starken zugrundeliegenden Konjunktur getragen. Eine „schlechte Nachfrage“ entstehe immer dann, wenn „Schuldner nicht persönlich von den Folgen eines Kreditausfalls betroffen sind“. Dies könne bei der aktuellen Welle von Wagnisfinanzierungen für Tech-Start-Ups der Fall sein, so Lazear.

Für Chaghui Zhao, Chef der Länder-Risikoanalyse in der Export-Import Bank of China, ist die Kreditaufnahme durch kommunale Verwaltungen in China eklatant schief gegangen. „Es gab Missmanagement bei der Kreditvergabe, schlechte Planung und eine Verschwendung von Kapital“. Allein schon um eine Vorstellung der Verschuldungsproblematik auf kommunaler Ebene zu bekommen , musste die nationale chinesische Regierung aktiv werden. „Eine ausgewogene und nachhaltige Aufnahme von Schulden kann auch zu Wachstum führen“, so Zhao. Ohne Überwachung blieben Schulden ein Problem, mit dem man dauerhaft zu kämpfen habe.

Bei der Höhe der Staatsverschuldung gab es unter den Teilnehmern keine Einigung, welche Höhe unkritisch ist. Pablo Guidotti, Professor an der School of Government an der argentinischen Universität Torcuato di Tella sagte, “es gibt keine Anleitung, wann Staatsverschuldung zu hoch ist”. Aber er warnte, die Stimmung der Anleger könne sehr schnell drehen. Christian Kastrop, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitische Studien bei der OECD, sagte, laut Studien sei eine Verschuldungsquote nicht höher als 40 bis 60 Prozent des BIP empfehlenswert. Er lobte zudem Europas Haushaltskonsolidierungen. Die Staatsverschuldung müsse aber vorrangig durch die Märkte diszipliniert werden.