Konjunkturbericht

Abschwung flaut nur allmählich ab – Industrieschwäche verzögert die Erholung

Autoren

  • Boysen-Hogrefe
  • J.
  • Fiedler
  • S.
  • Groll
  • D.
  • Jannsen
  • N.
  • Kooths
  • S.
  • Meuchelböck
  • S.
  • Stolzenburg
  • U.
Erscheinungsdatum

Die Konjunktur in Deutschland fasst nur allmählich wieder Tritt. Nach einem schwachen Sommerhalbjahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt auch im Abschlussquartal des lau­fenden Jahres kaum mehr als stagnieren. Die wirtschaftli­che Entwicklung bleibt dabei zweigeteilt. Maßgeblich für den anhaltenden Abschwung, der bereits im vergangenen Jahr einsetzte, ist die deutlich rückläufige Industrieproduk­tion; mittlerweile befindet sich die Industrie sogar in der Rezession. Dazu beigetragen hat vor allem das einge­trübte weltwirtschaftliche Umfeld, wobei die hohe weltweite wirtschaftspolitische Unsicherheit die auf die Produktion von Investitionsgütern spezialisierte deutsche Wirtschaft in besonderem Maße belastet. Mittlerweile hat sich auch in Deutschland das Investitionsklima spürbar verschlechtert. In der Folge dürften die Unternehmen ihre Investitions­tätig­keit in den kommenden Quartalen noch einmal deutlich zurückfahren. Die schwache Industriekon­junktur zieht auch die unternehmensnahen Dienstleis­tungs­branchen zunehmend in Mitleidenschaft. Demge­genüber befinden sich die konsumnahen Dienstleistungs­bereiche weiter auf Expansionskurs. Trotz des nunmehr deutlich langsameren Beschäftigungsaufbaus ziehen die verfüg­baren Einkom­men der privaten Haushalte weiter deutlich an. Neben den weiter recht kräftigen Lohnzu­wächsen tragen dazu auch zahlreiche einkommenserhö­hende Maßnahmen seitens der Finanzpolitik bei. Die Baubranche boomt nach wie vor, nicht zuletzt aufgrund der weiterhin günstigen Finanzierungsbedingun­gen. Im Verlauf des kommenden Jahres dürfte sich die gesamt­wirtschaftliche Produktion allmählich wieder etwas bele­ben. Dafür spricht auch die wieder leicht anziehende Weltkonjunktur. In der Folge dürfte die Industrieproduktion ihren Boden finden und zumindest wieder etwas anziehen. Eine große Dynamik wird die Konjunktur dabei freilich nicht entfalten. Zwar dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 mit 1,1 Prozent deutlich stärker zulegen als im laufenden Jahr, für das sich ein Anstieg von 0,5 Prozent abzeichnet. Für die höhere Zuwachsrate im kommenden Jahr ist jedoch vor allem die dann höhere Zahl an Werkta­gen verantwort­lich. Die Budgetüber­schüsse der öffentli­chen Haushalte werden deutlich zurückgehen: Während die Ausgaben weiterhin kräftig ausgeweitet werden, wer­den die Einnahmen durch die schwache Konjunktur spür­bar belastet. Nach dem Rekordüberschuss in Höhe von über 60 Mrd. Euro im Jahr 2018 rechnen wir für das Jahr 2021 mit einem leichten Defizit.

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Schlagworte

  • Ausblick
  • Frühindikatoren
  • Konjunkturprognose
  • Stabilisierungspolitik