Wirtschaftspolitischer Beitrag

Kieler Modell für betriebliche Stabilisierungshilfen – Funktionsweise und Einsatz in der Corona-Krise

Autoren

  • Felbermayr
  • G.
  • Kooths
  • S.
Erscheinungsdatum

Katastrophenbedingte Einbrüche der gesamtwirtschaftlichen Aktivität erfordern neben dem Kurzarbeitergeld einen Stabilisierungsmechanismus zum Schutz marktfähiger Produktionsstrukturen. In makroökonomischen Notlagen gehen Stabilitätsaspekte und faire Lastenverteilung Hand in Hand. Für beides sind die Betriebsergebnisse und nicht Umsätze oder Fixkosten die relevante Maßgröße. Vor diesem Hintergrund schlagen die Autoren ein Kieler Modell für betriebliche Stabilisierungshilfen (BSH) vor, um die krisenbedingten Rückgänge der Betriebsergebnisse weitgehend zu kompensieren. Krisenbetroffenheit bestimmt sich über (regionalisierte) Branchendurchschnitte, während idiosynkratische Erfolgsfaktoren und produktive Anreize erhalten bleiben. Die BSH-Leistungen werden nach einheitlichen Kriterien über alle Branchen, Betriebsgrößen und Rechtsformen hinweg gewährt. Sie stabilisieren das Eigenkapital der Unternehmen und erhöhen deren Krisenresilienz unabhängig von ihrer Finanzierungsstruktur. Weder wird das allgemeine unternehmerische Risiko sozialisiert noch der Strukturwandel unterbunden. Der BSH-gestützte Stabilisierungsmechanismus wird durch Parlamentsbeschluss für maximal zwei Jahre aktiviert. Das Kieler Modell ist den bislang in der Corona-Krise eingesetzten Unternehmenshilfen überlegen, da es zielgenau wirkt, selbstdosierend ist und schnell aktiviert werden kann. Die Autoren empfehlen, dass sich die Stabilitätspolitik mit dem BSH-Mechanismus auch für zukünftige makroökonomische Notfälle wappnen sollte.

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Schlagworte

  • Corona-Krise
  • COVID19
  • Stabilisierungspolitik